Auf den ersten Blick scheint sich die Situation bei der Deutschen Pfandbriefbank beruhigt zu haben. Denn seit dem letzten großen Rücksetzer vor etwa zwei Wochen dümpelt die Aktie auf niedrigem Niveau dahin. In den kommenden Wochen geht es nun um alles für das Finanzinstitut und seine Aktionäre.
Wirklich beruhigt hat sich die Lage am US-Gewerbeimmobilienmarkt, insbesondere bei den im Fokus stehenden Büroimmobilien, nicht. Das Thema ist nur angesichts der Rekorde an der Wall Street und europäischen Börsen aus dem Fokus der Anleger geraten. Inwiefern es eine schnelle Entspannung für den Sektor gibt, ist ebenso unklar. Denn ob und wann es zu einer nennenswerten Zinswende kommt, ist nun unsicherer als noch vor wenigen Wochen.
Bisher konzentrierte sich bei der Pfandbriefbank die Aufmerksamkeit auf das Portfolio in den USA, was 4,9 Milliarden Euro umfasst. Kein Wunder, denn in Amerika stehen etwa 20 Prozent der Büroflächen leer und mit der New York Community Bancorp schockte vor einigen Wochen erstmals eine Bank mit hohen Rückstellungen für dieses Segment.
Allerding ist die Pfandbriefbank als Gewerbeimmobilienfinanzier natürlich noch in anderen Märkten aktiv, neben Deutschland auch in Großbritannien sowie weiteren europäischen Ländern. Und auch auf dem Kontinent befindet sich der Sektor der Gewerbeimmobilien in der Krise. Ein Warnsignal könnten die jüngsten Zahlen der nicht börsennotierten Hamburg Commercial Bank (HCOB), die ehemalige HSH Nordbank, sein.
Die kürzlich für 2023 veröffentlichten Zahlen zeigen, dass die in der Finanzierung von Gewerbeimmobilien engagierte Bank mehr als eine Verdopplung bei den ausfallgefährdeten Krediten in diesem Bereich verzeichnete. Konkret waren im zweiten Halbjahr 2023 6,9 Prozent des Gewerbeimmobilien-Portfolios ausfallgefährdet, nach 3,1 Prozent im ersten Halbjahr. Pikant daran ist, dass die HCOB fast ausschließlich im europäischen Gewerbeimmobilienmarkt und somit nicht den USA unterwegs ist.
Somit könnte die Pfandbriefbank auch von dieser Seite unter Druck geraten. Denkbar ist aber auch etwas ganz anderes: Die Aktie des Finanzinstitutes ist massiv leerverkauft, was einen großen Anteil am Absturz der Aktie in den letzten Wochen gehabt haben dürfte. Die Liquiditätssituation der Bank ist nach vorläufigen Eckdaten für 2023 mit einer Liquiditätsquote von 212 Prozent indes sehr gut. Denn gefordert von der Aufsicht sind lediglich 100 Prozent.
Theoretisch könnte die Pfandbriefbank nun Anleihen, die deutlich unter Nennwert notieren, zurückkaufen. Zuletzt stürzten gerade Nachranganleihen massiv ab. Damit würde sich das Geldhaus nicht nur höhere Refinanzierungskosten sparen, sondern könnte ein Signal der Stärke an den Markt senden. In der Folge könnte das bei ansteigenden Kursen einen Short-Squeeze auslösen, und so Leerverkäufer aus dem Markt drängen.
Wesentliche News dürfte es mit den Quartalszahlen am 7. März geben. Die Aktie bleibt ein heißes Eisen, wohin die Reise geht, ist völlig unklar. Denn die Situation im Markt für US-Büroimmobilien bleibt fragil und neue Krisenherde in Europa sind nicht ausgeschlossen.
Anleger meiden die Aktie.
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