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09.05.2022 Thomas Bergmann

Munich Re: Zittern vor den Zahlen

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Munich Re

Am 28. April notierte die Munich-Re-Aktie noch bei 245 Euro und schnupperte an einem Kaufsignal. Ein paar Handelstage später hat sich das Blatt gewendet und es fehlt nicht mehr viel bis zum März-Tief. Am morgigen Dienstag wird der Rückversicherer seine Zahlen für das Q1 veröffentlichen. Etwas mulmig wird den Anlegern sein.

Als der Vorstand im Februar seine Gewinnpläne für 2022 ausarbeitete, hatte der russische Angriff auf die Ukraine noch nicht begonnen. Am 23. Februar setzte sich der Vorstand um Munich-Re-Chef Joachim Wenning ein Gewinnziel von 3,3 Milliarden Euro. Am nächsten Morgen marschierten russische Truppen in die Ukraine ein.

Gewinnwarnung ja oder nein?

Dennoch hielt der Konzern seine Gewinnprognose bisher aufrecht. Denn in der klassischen Sachversicherung sind Kriegsschäden standardmäßig ausgeschlossen, wie Wenning bei er Hauptversammlung des Konzerns Ende April hervorhob. Die Munich Re hatte im März die Einstellung ihres Versicherungs- und Kapitalanlagegeschäfts in Russland und Belarus bekannt gegeben. Allerdings könnte der Konzern "in einigen Spezialsparten in begrenztem Umfang" für Schäden infolge des Krieges geradestehen müssen. Wenning nannte Luftfahrt, Transport, Kredit und politische Risiken.

So haben russische Fluggesellschaften mehrere hundert Maschinen von westlichen Unternehmen geleast. Diese Flugzeuge sitzen in Russland fest - und in der Branche wird seit Kriegsbeginn diskutiert, ob dafür Versicherungen aufkommen müssen.

"Wir sind da exponiert", sagte Finanzchef Christoph Jurecka. "Die Situation ist nur sehr, sehr dynamisch gerade noch und unklar." Deswegen könne der Vorstand keine zuverlässige Aussage zu möglichen Schäden treffen.

Konkurrenz ist vorsichtig

Andere große Rückversicherer haben im ersten Quartal jedenfalls schon Geld für mögliche Versicherungsschäden infolge des Kriegs zurückgelegt. Bei der Hannover Rück liegt die Summe etwas unter 150 Millionen Euro. Die Swiss Re bildete Rückstellungen von 283 Millionen Dollar – und schrieb unter dem Strich sogar rote Zahlen. Denn der Schweizer Konzern musste rund eine halbe Milliarde Dollar für Naturkatastrophenschäden aufwenden. Ähnlich teuer kamen ihn die vielen Toten infolge der Corona-Pandemie im Quartal zu stehen.

Branchenexperten zweifeln bisher nicht daran, dass die Munich Re in diesem Jahr ihr Gewinnziel erreicht. Vom Konzern selbst bis 19. April befragte Analysten gehen im Schnitt von einem Überschuss von rund 3,3 Milliarden Euro aus. Dabei dürfte der Konzern seine Prämieneinnahmen stärker steigern als geplant. Während das Management Bruttoprämien von rund 61 Milliarden Euro anpeilt, erwarten die Experten im Schnitt 61,9 Milliarden Euro.

Für das erste Quartal rechnen von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten mit einem Prämienanstieg um gut fünf Prozent auf 15,3 Milliarden Euro. Der Überschuss dürfte um sechs Prozent auf 628 Millionen Euro gewachsen sein.

Nach Einschätzung von DZ-Bank Analyst Thorsten Wenzel steckt das größte Versicherungsrisiko im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg darin in dem Verlust der Flugzeuge. "Eine Rückgabe der übrigen Flugzeuge an die Leasinggeber erscheint zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich, da Russland den Fluggesellschaften Auslandsflüge untersagt hat", schrieb der Experte.

Die Ratingagenturen Fitch und Moody's taxieren den möglichen Schaden bisher auf rund zehn Milliarden Dollar. Ob im konkreten Fall tatsächlich Versicherungsschutz besteht und ob der Versicherer die Police rechtzeitig gekündigt hat, werde aber voraussichtlich von Gerichten in langwierigen Verfahren entschieden, schrieb DZ-Analyst Wenzel.

Munich Re (WKN: 843002)

Im Moment ist jede Zahlenvorlage mit einem hohen Risiko verbunden. Kann das Unternehmen die Erwartungen erfüllen, wie ist der Ausblick? Die Munich Re hat bewiesen, dass sie schwierige Zeiten meistern kann und die Investoren regelmäßig hohe Dividenden kassieren. Schwächere Tage sollten deshalb zum Nachkauf genutzt werden.

(mit Material von dpa-AFX)

Hinweis auf Interessenkonflikte:

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Munich Re.

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