Rückversicherer wie Hannover Rück und Munich Re treffen sich seit Sonntag in Baden-Baden mit Erstversicherern wie Allianz und Axa, um die Konditionen für die Vertragserneuerung zum 1. Januar 2024 auszuhandeln. Eines ist sicher: Autobesitzer in Deutschland müssen noch über Jahre mit deutlich steigenden Versicherungsprämien rechnen.
Überdurchschnittlich gestiegene Preise für Ersatzteile und Reparaturen führten bei den Kfz-Versicherern zu "massiven Verlusten", so Hannover-Rück-Deutschlandchef Michael Pickel am Montag in Baden-Baden. Weitere Prämienerhöhungen seien deshalb "unausweichlich", um das Geschäft aus den roten Zahlen zu bringen und langfristig wieder profitabel zu machen. Da dies nicht auf einen Schlag gelingen dürfte, rechnet Pickel mit einer "schrittweisen Entwicklung".
Notwendig seien Prämienerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich, schreibt die Hannover Rück in ihrer Präsentation zum Treffen in Baden-Baden. Die Vergleichsportale Verivox und Check24 hatten zuletzt bereits über Anpassungen von bis zu 16 Prozent berichtet. Die Portale betrachten allerdings nur die Tarife für Neukunden und Wechsler, nicht wie die Hannover Rück, die auch die Tarife von Bestandskunden berücksichtigt.
Auch abseits des Kfz-Geschäfts rechnet Rückversicherer aus Hannover mit weiter steigenden Preisen für Rückversicherungsschutz. "Wir müssen davon ausgehen, dass der langjährige Trend zu höheren Schadenleistungen weiter anhält", sagte Pickel. Die Frage nach der Absicherung der Folgen von Extremwetter wie Starkregen, Überschwemmung, Sturm und Hagel bleibe auch in Deutschland hochaktuell. Sie betreffe private Haushalte, Gewerbe und Industrie gleichermaßen.
Die Prämien bei der Rückversicherung rund um Cyber-Attacken dürften sich nicht weiter verteuern. Hier erwartet das Management von Hannover Rück nach den "deutlichen Preissteigerungen" der vergangenen Jahre eine Stabilisierung der Preise auf höherem Niveau.
Rückversicherer wie die Munich Re profitieren zurzeit doppelt: Zum einen steigen die Prämien im Rückversicherungsgeschäft, zum anderen sind die hohen Zinsen bei der Wiederanlage von Kundengeldern förderlich. Die Erstversicherer stehen etwas in der Zwickmühle. Sie können angesichts der starken Konkurrenz die Prämien wohl nicht beliebig erhöhen. Die Zinsen wirken sich allerdings genauso gut aus. Die Aktien von Munich Re und der Alianz bleiben deshalb auf der Empfehlungsliste.
(mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Munich Re.
Aktien der Munich Re befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.