Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re rechnet angesichts der Hochwasserkatastrophe vom Juli mit steigenden Preisen für Rückversicherungsschutz in Europa. Das deckt sich mit den Erwartungen des kleineren Mitbewerbers Hannover Rück. Die Schäden werden aber das Q3 belasten.
"Die hohen Schäden durch das extreme Hochwasser in Zentraleuropa und die Zunahme mittelschwerer Wetterereignisse wie Dürren oder Waldbrände treffen Bereiche mit teilweise nicht risikoadäquaten Preisen und Bedingungen", sagte Vorstandsmitglied Doris Höpke am Montag anlässlich des jährlichen Branchentreffens in Baden-Baden, das wegen der Corona-Pandemie erneut großenteils online stattfindet. Für die Vertragserneuerung mit Erstversicherern wie Allianz oder Axa sieht Höpke daher Impulse für eine anhaltende Marktverhärtung. Darunter verstehen Rückversicherer ein steigendes Prämienniveau.
Die Munich Re schätzt die verheerenden Gesamtschäden infolge des Tiefdruckgebiets "Bernd" im Juli auf 46 Milliarden Euro in Europa und auf 33 Milliarden Euro in Deutschland. Dies koste die Versicherer in Europa mehr als 9 Milliarden und in Deutschland mindestens 7 Milliarden Euro. Eine steigende Inflation treibe die Schadensummen dabei nach oben. Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück schrieb sogar von deutlich über 8 Milliarden Euro versicherten Schäden durch Tief "Bernd" allein in Deutschland.
Bei Munich Re dürfte das dritte Quartal von den hohen Katastrophenschäden geprägt sein, erwartet die Investmentbank Jefferies. Die Analysten haben deshalb ihre Gewinnprognosen um 15 Prozent gesenkt, was bis auf Swiss Re im Einklang mit fast allen Wettbewerbern stehe. Das Management rechne mit einer mittleren dreistelligen Millionenbelastung infolge der Flutschäden in Westeuropa.
Hannover Rück schneidet im Vergleich zu anderen globalen Rückversicherern deutlich besser ab, so die Analysten. Der Konzern habe durchweg mit niedrigeren Kosten gearbeitet, was ein schnelleres Wachstum ermögliche, während ein umsichtiges Management zu höheren Erträgen und geringerer Volatilität geführt habe.
Die Rückversicherungsbranche steht vor großen Herausforderungen. Die beiden deutschen Versicherer sollten diese aber meistern können und von steigenden Preisen profitieren. Die Munich Re ist das solidere Papier, aber auch die Hannover Rück ist aussichtsreich.
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