Die Pleite der Regionalbank Silicon Valley Bank im März zog weitere Insolvenzen im Segment der mittelgroßen Institute in den USA nach sich. Jüngst hat JPMorgan die gescheiterte First Republic übernommen. Das Management rechnet in der Folge nun mit besseren Geschäften im laufenden Jahr.
Die Übernahme der kollabierten First Republic Bank lässt die größte US-Bank JPMorgan etwas zuversichtlicher auf das laufende Jahr blicken. Der Nettozinsüberschuss exklusive des Investmentbankings solle dieses Jahr statt 81 rund 84 Milliarden Dollar (77,7 Milliarden Euro) betragen, wenngleich es noch Unwägbarkeiten gebe, so JPMorgan heute auf einer Investorenveranstaltung. Die mittelfristigen Auswirkungen der Transaktion stehen derweil noch nicht ganz fest. Zudem äußerte sich das Management zu den in diesem Jahr auflaufenden Kosten durch die Übernahme der US-Regionalbank.
Die Kosten von JPMorgan allein sollen sich dieses Jahr wie zuvor auch prognostiziert auf 81 Milliarden Dollar belaufen. Hinzu kommen nun geschätzte 3,5 Milliarden durch die First Republic, unter anderem für deren Integration. Die kleinere Bank war im April wegen massiver Kapitalabflüsse ins Schleudern geraten. JPMorgan hatte sie dann in einer von Aufsichtsbehörden organisierten Rettungsaktion übernommen.
JPMorgan-Finanzchef Jeremy Barnum geht davon aus, dass rund die Hälfte der anfallenden Integrationskosten in diesem Jahr anfallen wird. In den kommenden Monaten sei mehr Klarheit über das Geschäftsmodell der übernommenen Bank zu erwarten, sagte er bei der Investorenveranstaltung am Montag. Dies könne bei ansonsten gleichen Bedingungen zu höheren Kosten führen - dann aber auch zu mehr Einnahmen.
Zudem rechnet Barnum mit weiteren Aufwendungen durch behördliche Auflagen, unter anderem für das US-amerikanische Äquivalent des Einlagensicherungsfonds. In diesem Zusammenhang entfallen auf JPMorgan weitere Ausgaben in ungewisser Höhe. Auf Basis der aktuell vorgesehenen Pläne schätzt Barnum sie auf drei Milliarden Dollar vor Steuern. Allerdings steht der endgültige Beschluss der Behörden noch aus. Um eine Prognose für die im nächsten Jahr auflaufenden Kosten abzugeben, sei es hingegen noch zu früh, sagte er.
Trotz der Aussicht auf die höheren Zinserträge durch die First Republic sieht die Führungsetage von JPMorgan zudem viele Unsicherheiten in den kommenden Monaten. Dazu zählen unter anderem die geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Federal Reserve sowie die Reaktion der Verbraucherinnen und Verbraucher auf die gestiegenen Zinsen. So bleibt die Kreditvergabe den Einschätzungen des JPMorgan-Managements zufolge weiterhin günstig, sie werde sich im Laufe des Jahres aber normalisieren.
Angesichts einer starken Bilanz und dem aus eigener Kraft generierten Kapitalfluss sieht sich JPMorgan für möglichen Gegenwind gut gewappnet. Die JPMorgan-Aktie legte im frühen Handel an der Wall Street 0,4 Prozent zu, konnte sich dem Trend des Gesamtmarktes dann aber nicht entziehen und notiert nun im Minus. Die laufende Empfehlung ist als Nummer 1 in den USA sehr gut im Markt positioniert und dürfte am Ende als Gewinner aus der aktuellen Krise hervorgehen. Mutige können noch zugreifen.
Mit Material von dpa-AFX.