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13.02.2022 Thomas Bergmann

Commerzbank: Woche der Wahrheit

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Commerzbank

Am kommenden Donnerstag (17.2.) stellt Commerzbank-Chef Manfred Knof die Bilanz vor. Analysten erwarten unter dem Strich einen Minigewinn. Für das laufende Jahr geben sich Vorstand und Marktexperten optimistisch angesichts der Zinswende. Die Aktie hat indes eine Verschnaufpause verdient.

Beinahe wäre bei der Commerzbank die sicher geglaubte Rückkehr in die Gewinnzone doch noch gescheitert: Millionenrückstellungen der polnischen Tochter mBank verhagelten das vierte Quartal. Die Commerzbank beeilte sich jedoch, ihren Aktionären zu versichern, dass "dennoch ein positives Konzernergebnis für das Geschäftsjahr 2021" zu erwarten sei. Analysten rechnen mit etwa 100 Millionen Euro.

Noch kurz nach Weihnachten hatte Knof im "Handelsblatt"-Interview bekräftigt: "Es ist ein großer Erfolg, dass wir trotz Restrukturierungsaufwendungen von einer Milliarde Euro 2021 ein positives Ergebnis ausweisen werden." Die Erträge – also die gesamten Einnahmen – seien im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, zudem sei die Vorsorge für drohende Kreditausfälle geringer ausgefallen als Anfang 2020 befürchtet, erklärte der Manager.

Das Jahr 2020 hatte die Commerzbank mit einem Minus von rund 2,9 Milliarden Euro abgeschlossen und damit den höchsten Verlust seit der Finanzkrise 2009 verbucht. Damals hatte der Staat die Bank mit Steuermilliarden vor dem Kollaps bewahrt und wurde ihr größter Aktionär.

Commerzbank (WKN: CBK100)

Der zum 1. Januar 2021 als Sanierer angetretene Knof hat den Sparkurs verschärft. Der Vorstand will bis Ende 2024 die Zahl der Vollzeitstellen von ursprünglich etwa 39.500 auf 32.000 verringern. Das Filialnetz in Deutschland wird deutlich ausgedünnt: von 790 Standorten sollen 450 übrig bleiben.

Knof räumte ein: "Natürlich reicht es nicht, zu schrumpfen und Kosten zu senken." Sein oberstes Ziel: Die Commerzbank soll nicht - wie so oft in der Vergangenheit - zur Übernahmekandidatin werden. Es gehe darum, "alle Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Commerzbank auch eigenständig bleiben kann", betonte der Vorstandschef im November beim "Wirtschaftsgipfel" der "Süddeutschen Zeitung".

Und am liebsten würde Knof die Zukunft ohne den Staat planen. "Als private Bank glauben wir, dass es natürlich besser ist, wenn wir später auch unabhängig sind und wenn auch irgendwann mal der Staat sicherlich wieder rausgeht", sagte Knof bei dem "Wirtschaftsgipfel".

Ein anderer Großaktionär ist auf dem Rückzug: Der US-Finanzinvestor Cerberus trennte sich gut vier Jahre nach seinem Einstieg bei Commerzbank und Deutscher Bank von einem erheblichen Teil seiner Aktien an den beiden Großbanken. Einer Stimmrechtsmitteilung aus dem Januar zufolge sank der Cerberus-Anteil an der Commerzbank von etwas mehr als fünf Prozent auf knapp unter drei Prozent. Der Hedgefonds, der lange auf eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank hoffte, hatte mit deutlicher Kritik an Knofs Vorgänger Martin Zielke den Wechsel an der Commerzbank-Spitze befördert.

Für das laufende Jahr sieht Knof sein Haus gut aufgestellt, wie er kurz vor dem Jahreswechsel sagte: Er sei "grundsätzlich optimistisch", dass sich das Kerngeschäft der Commerzbank weiterhin gut entwickeln werde. Doch Knof ist auch Realist, wie er im November bekannte: "Den größeren Weg der Wegstrecke haben wir noch vor uns. Wir befinden uns mitten in einem Marathon." Analysten trauen der Bank für das laufenden Jahr einen Gewinn von gut 900 Millionen Euro zu.

Die Commerzbank-Aktie hatte in den letzten Wochen stark von der Zinserhöhungsfantasie profitiert. Vor dem Wochenende hat es dann aber ein paar Gewinnmitnahmen gegeben, die nach dem starken Anstieg von fünf auf neun Euro normal und gesund sind. Die Lage wäre erst dann bedenklich, wenn die Marke von sieben Euro unterschritten werden würde.

(mit Material von dpa-AFX)

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.

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