Die deutschen Banken haben beim Stresstest der Finanzaufsicht besser abgeschnitten als zuvor. Bereits am Freitag wurden die Ergebnisse veröffentlicht. Die Commerzbank ist ebenfalls resilienter geworden. Negativ wirkt sich indes eine unerwartete Änderung der Geldpolitik der EZB aus.
Durchfallen konnte beim diesjährigen Stresstest kein Finanzinstitut. Im simulierten Stressszenario fiel die harte Kernkapitalquote der untersuchten Geldhäuser im Schnitt um 4,59 Prozentpunkte auf 10,4 Prozent. Unter dem Strich hat der Sektor damit leicht besser als beim letzten Test 2011 abgeschnitten.
Die Commerzbank lag mit einer theoretischen harten Kernkapitalquote von 9,5 Prozent in dem Szenario zwar unter dem Schnitt der Peers in der Eurozone. Allerdings konnte man sich gegenüber 2011 klar verbessern: Damals kam man im theoretischen Krisenfall nur auf eine Quote von 8,2 Prozent. Der Test der Finanzaufsicht zeigt also, dass die Commerzbank widerstandsfähiger geworden ist.
Vor den Quartalszahlen an diesem Donnerstag gab es vergangene Woche aber noch eine negative Meldung. Diese betrifft indes die komplette Branche in der Eurozone. Die EZB zahlt auf die Mindestreserve, die alle Banken in der Eurozone vorhalten müssen, ab sofort keine Zinsen mehr. Das dürften im laufenden Jahr 6,2 Milliarden Euro sein, die der Branche damit verloren gehen. Am stärksten trifft es die Geldhäuser hierzulande, die nach letzten Daten theoretisch 1,7 Milliarden Euro in 2023 nicht gezahlt bekommen würden.
Wie viel Mindestreserve gezahlt werden muss, hängt im Wesentlichen von der Höhe der Einlagen der Geschäftsbanken ab. Der Mindestreservesatz beträgt ein Prozent. Der Commerzbank könnten im laufenden Jahr somit rund 100 Millionen Euro Erlöse aus den Zinszahlungen auf die Mindestreserve entgehen. Da die Regelung aber erst im September greift, dürfte es sich eher um Werte von rund 30 Millionen Euro handeln.
DER AKTIONÄR rechnet damit, dass der Vorstand der Commerzbank dennoch die Prognose für die Nettozinserträge 2023 mit den Quartalszahlen anheben könnte. Der Kurs verharrt vor der Präsentation am Donnerstag heute zu Wochenanfang unter der Marke von 11,00 Euro. Kommt tatsächlich ein neues Aktienrückkauf-Programm, sollte es indes genug Impulse für steigende Kurse geben.
Die Aktie bleibt aussichtsreich und ein spekulativer Kauf.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
Aktien der Commerzbank befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG