Finanzwerte gehören heute zu den schwächsten Titeln an der Börse und lasten insgesamt auf dem Markt. Schwer getroffen ist auch die Commerzbank-Aktie. Anleger verlieren nach der gestrigen EZB-Sitzung den Mut, denn eine Zinswende ist nicht erkennbar in der Eurozone. Allerdings bedeutet das nicht, dass die Renditen nicht trotzdem steigen. Das sollten Anleger nun wissen.
Die geldpolitischen Signale der Europäischen Zentralbank vom Donnerstag und die Reaktionen am Kapitalmarkt haben Zinshoffnungen der Anleger einen Dämpfer gegeben. Am Freitag gehörten entsprechend die Papiere von Banken und Versicherern europaweit zu den schwächsten. „Auf dem Parkett überwiegt die Meinung, dass sich der aktuelle Inflationsanstieg als vorübergehend herausstellen wird“, erklärte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Anders sei der stabile Rentenmarkt nicht zu erklären. „Es gibt kaum noch Furcht vor steigender Inflation und steigenden Zinsen.“ Genau diese Sorgen bedeuteten aber Ertragsfantasie für Finanzwerte und gaben ihnen zwischenzeitlich kräftig Auftrieb.
Das war es noch nicht
Die Inflation steigt in Deutschland und auch in Europa weiterhin ungebremst. Notenbanker und Experten sprechen hauptsächlich von Nachholeffekten nach der Pandemie, die im Laufe des Jahres wieder abebben sollten. Sicher ist das allerdings nicht. Deshalb ist es verfrüht, die Bankwerte abzuschreiben. Neben dem Wirtschaftswachstum, das in diesem Jahr auch in Deutschland die Marke von vier Prozent überspringen könnte, spielt die Inflation über die Anleiherenditen auch eine Rolle für die Gewinne der Banken. Auch ohne Leitzinserhöhungen werden die Finanzinstitute mit der Zeit ihre Kreditzinsen erhöhen, falls die Inflation weiterhin auf hohem Niveau verbleibt.
Die Commerzbank gehört heute zu den größten Verlierern, Anleger bleiben aber investiert und beachten die Unterstützungszone um 6,30 Euro. Steigt die Inflation ungebremst weiter, bleibt es spannend, wie lange die EZB das noch ignorieren kann. Die Kreditnachfrage dürfte durch das höhere Wirtschaftswachstum hoch bleiben und die Erlöse aus dem Wertpapierhandel ebenso.
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Mit Material von dpa-AFX.