Mit einem Kursplus von neun Prozent gehört die Aktie der Commerzbank vor dem Wochenende zu den größten Gewinnern am deutschen Aktienmarkt. Die Bank profitiert dabei von der neu angefachten Hoffnung auf eine Branchenkonsolidierung und äußert sich selbst optimistisch zur Entwicklung der deutschen Wirtschaft.
Der Rückschlag für die deutsche Wirtschaft durch die Corona-Krise wird nach Einschätzung der Commerzbank deutlich schwächer ausfallen als bisher befürchtet. In diesem Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung nur um 4,5 Prozent schrumpfen, teilte das Institut am Freitag mit. Zuvor hatten die Volkswirte des Geldhauses eine stärkere Rezession erwartet und waren von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5,5 Prozent ausgegangen. Damit zeigte sich die Commerzbank-Experten im Vergleich zu anderen Analysten vergleichsweise optimistisch.
„Mittlerweile hat sich die Wirtschaft deutlich erholt“, kommentierte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Der Konjunktureinbruch in der Corona-Krise dürfte damit deutlich schwächer ausfallen als in der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009. Damals war die deutsche Wirtschaftsleistung um 5,7 gesunken.
Kräftige Erholung in Q3
Krämer begründet die Anhebung der Prognose mit einer starken konjunkturellen Erholung in den Monaten Juli bis September. Für das dritte Quartal erwartet man bei der Wirtschaftsleistung ein „sehr starkes Plus“ von neun Prozent im Quartalsvergleich. Krämer verweist auch auf einen neuen Indikator des Statistischen Bundesamtes, der auf Vorausmeldungen der Umsatzsteuer durch Unternehmen basiert. „Demnach lagen die Umsätze der gewerblichen Wirtschaft im Juli bereits 8,1 Prozent über dem Durchschnitt des zweiten Quartals.“
Zuletzt hatte auch die Bundesregierung ihre Konjunkturprognose für das laufende Jahr erhöht, allerdings bei weitem nicht so deutlich wie die Commerzbank. Anfang September rechnete Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5,8 Prozent, nachdem die Bundesregierung zuvor einen Einbruch um 6,3 Prozent erwartet hatte. Auch Altmaier geht damit bei der weiteren konjunkturellen Entwicklung von einem "V"-Szenario aus, auf einen steilen Wirtschaftsabsturz folgt ein steiler Aufstieg.
Konjunkturerholung und Fusionsgespräche treiben die Kurse
Für die Commerzbank und die gesamte Bankenbranche wäre eine zügige Konjunkturerholung äußerst positiv. Schließlich hängt die Sorge vor steigenden Kreditausfällen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie wie ein Damoklesschwert über den Instituten. Die Commerzbank ist in dieser Hinsicht aber relativ solide positioniert.
Für zusätzliche Fantasie sorgten am Freitag auch Meldungen über Fusionsgespräche zwischen den spanischen Geldhäusern Bankia und CaixaBank. Einige wittern den Startschuss für eine potenzielle Branchenkonsolidierung in Europa (DER AKTIONÄR berichtete).
Unter diesen Voraussetzungen konnte die Commerzbank-Aktie ihren Vorsprung am Freitag auf bis zu neun Prozent ausbauen und ist damit klarer Spitzenreiter im MDAX. Investierte Anleger lassen die Gewinne laufen. Mutige Neueinsteiger nutzen das positive Momentum. Ein Stoppkurs bei vier Euro sichert die AKTIONÄR-Empfehlung nach unten ab.
Mit Material von dpa-AFX.
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