Die Commerzbank kam trotz des laufenden Umbaus gut durch die Pandemie. Auch die radikal gestiegene Inflation führte bisher nicht zu großflächigen Kreditausfällen. Wie sieht es für die Zukunft aus, wenn extreme Szenarien eintreten sollten? Die europäische Bankenaufsicht hat die Branche gecheckt und veröffentlicht heute Abend die Ergebnisse.
Dieses Mal wurden 116 Banken, darunter 16 deutsche Institute, auf Herz und Nieren geprüft. Sie mussten in den vergangenen Monaten diverse Szenarien durchrechnen und die Ergebnisse mit den Behörden teilen. An diesem Freitag gegen 18.00 Uhr will die europäische Bankenaufsicht EBA Ergebnisse des letzten Tests veröffentlichen. Zusammen mit der EZB ist sie für die Aufsicht der Geldhäuser in der Eurozone zuständig.
Unterstellt wurde bei diesem Test eine Zunahme der geopolitischen Spannungen zusammen mit einem Wiederaufflammen der Corona-Pandemie. In einem Krisenszenario wären Finanzinstitute dann mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung, steigender Arbeitslosigkeit und hoher Inflation konfrontiert.
Derartige Tests gibt es seit der Finanzkrise 2008/2009. Bankenaufseher wollen dabei herausfinden, ob die Finanzinstitute auch unter widrigsten Umständen noch ausreichend Kapital hätten, um ihre Geschäfte fortzuführen. Bei jedem Test variieren die Szenarien und damit auch die Schwerpunkte. Durchfallen kann dieses Mal keine Bank. Jedoch könnten die Aufseher von Instituten, deren Kapitalpuffer in den Tests sehr deutlich zusammenschrumpfen, höhere Eigenkapitalpuffer fordern.
Beim letzten großen EBA-Stresstest 2021 erwiesen sich die Kapitalpuffer der meisten Geldhäuser unter widrigsten Bedingungen als ausreichend tragfähig. Die sieben deutschen Banken landeten in Summe allerdings unter dem Schnitt und im Ländervergleich mit einer Kernkapitalquote von durchschnittlich 8,78 Prozent nur auf Platz 13 der 15 untersuchten Länder. Zu den schwächsten Instituten im Stresstest 2021 zählte die Deutsche Bank.
Was heißt das nun konkret für die Commerzbank? Scheinbar trägt die laufende Sanierung auch bei der Stabilität Früchte. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, dass neben der Deutschen Bank und der UniCredit-Tochter Hypovereinsbank auch die Commerzbank besser als im letzten Stresstest 2021 abgeschlossen haben soll.
Klarheit wird es mit der Veröffentlichung der Ergebnisse geben. Das gilt auch für ein mögliches Aktienrückkauf-Programm und eine Prognoseerhöhung. Denn heute in einer Woche veröffentlicht die Commerzbank ihre Zahlen zum abgelaufenen Quartal.
DER AKTIONÄR bleibt positiv gestimmt, spekulativ-orientierte Anleger können vor Zahlen noch zugreifen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
Aktien der Commerzbank befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
Mit Material von dpa-AFX.