Ein Meilenstein der neuen Commerzbank-Strategie ist die Integration der Tochter Comdirect. Nach anfänglichen Problemen mit einem aktivistischen Investor ist die Übernahme nun sicher. Allerdings könnte nun die Finanzierung für den Konzernumbau ins Wanken geraten. Denn der sollte hauptsächlich durch den Verkauf der polnischen mBank finanziert werden.
Im vergangenen Herbst hatte die Commerzbank eine neue Strategie verabschiedet. Das Geldhaus will effizienter und digitaler werden. Dazu sollen 1,60 Milliarden Euro investiert werden, die vor allem aus dem Verkauf der Tochter in Polen, der mBank, kommen sollten. Die ist hochprofitabel und an der Börse aktuell 3,80 Milliarden Euro wert. Für ihren 70 prozentigen Anteil rechnete die Commerzbank bei einer Veräußerung bisher mit mindestens zwei Milliarden Euro.
Nur noch ein Bieter
Vor Monaten noch hieß es, dass es einige Bieter geben würde. Die Commerzbank hätte wohl gerne an einen ausländischen Konkurrenten verkauft. In den letzten Wochen haben immer mehr angebliche Interessenten aber dementiert. Nun sollen sich ausländische Banken aus Angst vor einer Einmischung der polnischen Regierung zurückgezogen haben. Nur die zweitgrößte polnische Bank, die Bank Pekao biete noch. An ihr ist der Staat beteiligt.
Gefährliche Franken-Kredite
In den letzten Jahren kam es in Polen zu einem verstärkten Einstieg des Staates in den Finanzsektor. Problematisch sind auch Franken-Immobilienkredite, die durch die starke Aufwertung der Schweizer Währung für die polnischen Kreditnehmer zu einem großen Problem geworden sind. Es gab bereits erste Gerichtsurteile, die die Banken belasten.
Geld für Umbau dringend gesucht
Die mBank hat ein Franken-Kreditportfolio von mehr als drei Milliarden Euro. Auch das könnte den Verkaufspreis drücken. Ob die Kredite zumindest teilweise abgewickelt werden müssen, ist noch unklar. Die Commerzbank will ihren mBank-Anteil zwar nur zu einem „angemessenen Preis“ verkaufen. Aber bis Ende des Jahres soll der Vorgang abgeschlossen sein. Denn das Kapital wird für den Umbau dringend benötigt.
Die Finanzierung für die aktuelle Strategie wackelt also. Am Ende könnte es zu einem Verkauf an eine polnische Bank zu einem gedrückten Preis kommen. Commerzbank-CEO Martin Zielke müsste seine Umbaumaßnahmen dann abspecken, oder das Konzept überarbeiten. Am besten wäre es allerdings, wie DER AKTIONÄR mehrfach aufgezeigt hat, wenn die mBank gar nicht verkauft würde. Denn sie ist der profitabelste Teil des Gesamtkonzerns.
Die Commerzbank-Aktie hat zwei Durchschnitte übersprungen und damit eine Woche vor Bekanntgabe der Jahreszahlen für 2019 ein charttechnisches Kaufsignal ausgelöst. DER AKTIONÄR wartet aber noch, ob die Zahlen einen Fortschritt bei der neuen Strategie zeigen.