Der deutsche Bankenmarkt ist nicht erst seit gestern hart umkämpft: Die Commerzbank hat bereits 2012 in ihrer Neukundenstrategie als Ziel formuliert, netto eine Millionen Kunden zu gewinnen. 2016 war das Ziel erreicht und bis 2020 sollten netto weitere zwei Millionen Neukunden dazukommen. Doch unter dem Strich sind es heute immer noch so viele Kunden wie 2012. Warum?
Durch den Verkauf der Comdirect-Tochter Ebase verlor der Gesamtkonzern 1,2 Millionen Kunden. Mitte 2019 gab die Bank allerdings auch zu, dass sich in ihrem Bestand 1,1 Millionen Karteileichen befinden. Die Commerzbank hat also jahrelang aggressiv Neukunden geworben, hat aber netto trotzdem nicht mehr Kunden.
Profitable Neukunden, aber Erträge schrumpfen
Laut Unternehmensangaben macht die Bank im Schnitt bereits nach anderthalb Jahren mit den Kunden Geld. Mit den seit 2012 gewonnen Endkunden werde inzwischen ein Drittel der Erträge erwirtschaftet, hieß es im vergangenen Jahr. Allerdings sind die Erträge im Privat- und Firmenkundengeschäft seit 2012 von 3,4 Milliarden Euro auf 3,2 Milliarden Euro im vorletzten Jahr gesunken. Anscheinend macht die Bank also mit Altkunden weniger Geschäft.
Mitnahmeeffekt bei Prämie für Neukunden
Problematisch bei allen Werbeaktionen für Neukunden bei Bankkonten ist der Mitnahmeeffekt. Zuletzt bot die Commerzbank hundert Euro für die Eröffnung eines Girokontos. Sparer können das Geld einstecken und nach wenigen Wochen oder Monaten wieder kündigen. Geschäft hat die Commerzbank mit diesen Kunden dann im schlechtesten Fall nicht gemacht. Nun wartet die Bank aber mit einem neuen Modell auf, dass es bisher am Markt nicht gibt.
Mehr Geld bei Kündigung von Altkonten
Laut dem Blog Finanz-Szene bietet die Commerzbank neben 100 Euro Prämie zusätzlich 75 Euro oben drauf, wenn die alte Kontoverbindung bequem über das Vergleichsportal Check24 gekündigt wird. Das könnte das Geschäft der Commerzbank mit Neukunden beleben. Gleichzeitig wird der Kampf gegen die Konkurrenz noch härter.
Die Commerzbank experimentiert mit neuen Konzepten bei der Kundengewinnung. Die Frage ist, wie lange es dauert, bis weitere Banken auf den Zug aufspringen. Die Zahlen zum Gesamtjahr 2019 kommen am 13. Februar. Dann zeigt sich, wie der Konzernumbau läuft und auch, wie es mit den Kunden im vergangenen Jahr lief.
Charttechnisch befindet sich die Aktie im Stabiliserungsmodus. Der Kurs hält sich über der Unterstützung bei 5,08 Euro. DER AKTIONÄR rät Anlegern weiterhin bei der Aktie an der Seitenlinie zu bleiben.