Der DAX steht heute erneut unter Druck, Finanzwerte verlieren übermäßig stark. Auch die europäischen Wettbewerber notieren im Minus. Ein Grund dürften jüngste Details darüber sein, wie die US-Geldpolitik weiter verfahren könnte. Auch die Commerzbank-Aktie fällt wieder zurück.
Gestern Abend veröffentlichte die US-Notenbank Fed ihr jüngstes Protokoll, die sogenannten Minutes. Der Tenor des Dokuments deutet auf erneute Leitzinserhöhungen nach der Zinspause Mitte Juni hin. „Fast alle“ Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss würden weitere Anhebungen im Jahr 2023 erwarten, heißt es darin. Eine Mehrheit würde sich sogar für mindestens zwei weitere Anhebungen im laufenden Jahr aussprechen. Seit März 2022 wurde der Leitzins von knapp null Prozent auf die aktuelle Spanne zwischen 5,0 und 5,25 Prozent angehoben.
Immer höhere Zinsen sind auf den ersten Blick zwar gut für die Bankenbranche, da sie das Nettozinseinkommen erhöhen. Das war auch seit vergangenem Jahr nicht nur in den USA, sondern auch in der Eurozone zu beobachten. Die scharfe Zinswende macht aber eine Rezession immer wahrscheinlicher. Deutschland befindet sich nach zwei Quartalen mit sinkender Wirtschaftsleistung bereits in einer technischen Rezession. Für die USA erwarten einige Experten für die zweite Jahreshälfte ebenfalls einen Abschwung.
Zu hohe Zinsen könnten also die Wirtschaft abwürgen und steigende Kreditausfälle provozieren. Auch die Kreditvergabe dürfte dann wegen mangelnder Nachfrage und sinkender Bonität der Kunden abnehmen, die Nettozinserträge bei gleichzeitig sinkenden Gewinnen also abnehmen.
Die Commerzbank hat auch im zweiten Anlauf gestern keinen Ausbruch über den Widerstand bei 10,35 Euro geschafft. Heute fällt der Kurs zurück, die Aktie schnauft durch und nimmt womöglich Anlauf für einen erneuten Versuch.
Sollten die Papiere weiter verlieren und auch die Marke von zehn Euro nicht halten können, käme die nächste Unterstützung schon bei 9,98 Euro in Sicht. Mittelfristig bleiben die Perspektiven für die Commerzbank positiv, auch wenn die Risiken zuletzt zugenommen haben. Mutige Anleger können daher noch zugreifen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
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