Der Münchner Versicherer überträgt einen Altbestand von Schweizer Lebensversicherungen an den Rückversicherer Resolution Re und verschafft sich damit weiteren finanziellen Spielraum in Milliardenhöhe. In den USA steht Gerüchten zufolge ein ähnlicher Deal bevor. Es geht wohl darum, sich gegen potenzielle Strafzahlungen zu wappnen.
Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilt, übernimmt Resolution Re im Rahmen einer Quotenrückversicherung die Markt- und Versicherungsrisiken. Die Produkte des Portfolios haben ein Rückstellungsvolumen von rund vier Milliarden Schweizer Franken und werden nicht mehr vertrieben. Zu den Konditionen wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Transaktion wird die Kapitalposition der Allianz Suisse Lebensversicherung weiter stärken, indem sie das “Risiko-Ertrags-Verhältnis nachhaltig verbessert”, so die Allianz. Die Kundenbeziehungen bleiben unverändert, das heißt, die Allianz bleibt gegenüber dem Kunden für die Policen verantwortlich.
Stefan Rapp, CFO der Allianz Suisse, betont: "Mit der innovativen Lösung stärken wir unsere bereits sehr solide Kapitalposition weiter und reduzieren gleichzeitig die Volatilität in der Solvenzquote. Damit sorgen wir dafür, dass unser Lebensgeschäft trotz der großen Herausforderungen zukunftsfähig ist und schaffen Raum für weiteres Wachstum."
Wie in der Schweiz verfolgt die Allianz entsprechende Pläne ebenso in den USA, berichtete Bloomberg. Auch hier sollen die Altbestände nicht verkauft, sondern die Risiken an einen Rückversicherer abgetreten werden. Die Interessenten, neben Rückversicherern sind das vor allem Private-Equity-Firmen, sollen Schlange stehen.
Deren Geschäftsmodell besteht darin, der Allianz eine feste Verzinsung zu garantieren, durch flexiblere Anlagemöglichkeiten jedoch eine Rendite zu erzielen, die darüber hinausgeht, und so einen Gewinn zu erwirtschaften.
Im Umfeld der Allianz wird betont, dass die Pläne um die Abgabe von US-Lebensversicherungen nichts mit den derzeitigen Ermittlungen der US-Justiz zu tun hätten. Es drohen dem Versicherer wegen der Structured-Alpha-Affäre bis zu sechs Milliarden Dollar an Strafzahlungen. Der Markt dürfte dies allerdings anders sehen.
Die Allianz hat sich von den jüngsten Tiefs erholen können und damit eine wichtige Unterstützung zurückerobert. Vor einem Neueinstieg muss aber mehr Klarheit in Bezug auf die Strafzahlungen geschaffen werden. Vorerst bleibt die Aktie deshalb auf der Watchlist.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz.