Auch westliche Anleger haben eine Chance, Small-Cap-Aktien aus China zu kaufen – zumindest indirekt. Große Tech-Unternehmen wie Alibaba und Tencent sowie weitere China-Aktien, die in Hongkong und den USA gehandelt werden, sind eher eine Ausnahme. Hunderte chinesische Aktiengesellschaften sind dagegen für westliche Anleger praktisch unerreichbar.
Sogenannte A-Aktien werden ausschließlich in chinesischer Währung und nur auf dem Festland gehandelt. Zu den dortigen Börsen haben Anleger aus dem Ausland keinen direkten Zugang. Dazu kommt eine weitere virtuelle Mauer in Form einer Sprachbarriere: Zu vielen kleineren Unternehmen lassen sich kaum detaillierte Informationen beschaffen.
Trotzdem gibt es auch für Privatanleger einen Weg nach China. Er führt über ausgewählte institutionelle Investoren. Diese erhalten seit 2003 Zugang zu den Börsen in Schanghai und Shenzhen.
Warum in China investieren?
Anders als bei anderen großen Nationen wächst die Wirtschaft Chinas auch im Corona-Jahr. China-Experte Frank Sieren antwortete in der letzten AKTIONÄR-Ausgabe auf die Frage, ob China das Virus besiegt habe: „Es sieht ganz danach aus.“ Außerdem sei China im Vergleich zur Weltfinanzkrise mit einer deutlich geringeren Neuverschuldung aus der Corona-Phase gekommen. Chinas neuer 5-Jahres-Plan stehe für „feingetunte Kontinuität“. Chinas Bonds-Markt lockt zudem mit relativ renditestarken Anleihen. China gilt vielen Kennern als aufstrebende Weltmacht – die in den kommenden Jahren womöglich die USA ablöst. Das asiatische Land konzentriert sich zunehmend auf den Konsum im Inland und den Auf- und Ausbau eigener technologischer Kompetenz. Kleine und mittlere Unternehmen sollen gefördert werden. Die Mittelschicht wächst. Eine asiatische Freihandelszone sowie die Belt-and-Road-Initiative sollen für eine engere Verbindung zu den Nachbarn und zu Entwicklungsländern sorgen. Ray Dalio, der mit Bridgewater den größten Hedgefonds der Welt leitet, bekennt sich bereits seit Jahren zu kurz- und langfristig orientierten Investments in China.
Da in der laufenden Woche vor allem große Tech-Werte unter Druck geraten sind, könnte sich ein Blick auf die kleineren börsennotierten Unternehmen in China lohnen. Dazu kommt, dass sogenannte Small Caps oftmals durch höheres Wachstum als etablierte Konzerne glänzen.
Den Index kaufen
Eine Auswahl an Unternehmen zu treffen, kommt für Privatanleger aus den genannten Gründen aber nicht infrage. Die Alternative: ein Investment in einen Index, der Hunderte chinesische Small Caps bündelt. Passende Produkte, die solche Indizes nachbilden, bietet zum Beispiel Morgan Stanley an. Die Auswahl der Aktien im CSI 500 erfolgt in mehreren Schritten: Zunächst werden alle Unternehmen aus dem CSI 300 und die größten 300 Aktien nach Marktkapitalisierung ausgeschlossen. Die übrigen A-Aktien werden nach dem durchschnittlichen täglichen Handelsvolumen im vergangenen Jahr geordnet. Die untersten 20 Prozent in der so entstehenden Liste werden aussortiert. Von den verbleibenden Werten kommen die 500 größten Mitglieder (nach Marktkapitalisierung) in den Index. Dieser spiegelt die Performance von Small-Mid-Cap-A-Aktien wider – also von genau den kleineren und mittleren Unternehmen, ohne die keine intakte Wirtschaft auskommt.
Industrie, Werkstoffe, Konsum, Gesundheit und IT sind am stärksten und relativ gleichmäßig im Index vertreten (siehe Grafik). Alle Unternehmen machen weniger als ein Prozent der Gesamtgewichtung aus. Ein genauer Blick auf die einzelnen Indexmitglieder erübrigt sich daher. Oder haben Sie schon einmal von Shandong Hualu-Hengsheng Chemical Co Ltd. gehört – immerhin die Nummer 2 im Index? Oder von der Nummer 4, dem Industrieunternehmen Liaoning Cheng Da Co Ltd.? Aufgrund der diversifizierten Zusammensetzung und regelmäßiger Überprüfungen – zweimal im Jahr fliegen schwache Mitglieder aus dem Index – wird vermieden, dass sich schwächelnde Unternehmen zu lange und zu zahlreich in der Auswahl tummeln.
Nachdem der Index an einem Mehrjahreshoch angelangt ist, befindet er sich derzeit in einer Korrekturphase. Eine interessante Gelegenheit, um eine erste Position aufzubauen. Über die Jahre hinweg war der CSI 500 zwar recht volatil, aber in der übergeordneten Tendenz stets aufwärtsgerichtet.
Makroökonomische Beimischung
Nach den US-Märkten ist der chinesische A-Aktien-Markt der größte der Welt. Ein Kauf des CSI 500 bietet sich als makroökonomische Beimischung im Depot an. Morgan Stanley hat dafür auch Optionsscheine und Zertifikate mit Hebel. Da es sich um ein langfristiges Investment handeln sollte, empfiehlt DER AKTIONÄR ein Faktor-Zertifikat, das die Indexentwicklung schlicht eins zu eins abbildet.
Dieser Artikel ist in DER AKTIONÄR Nr. 47/2020 erschienen, welches Sie hier als PDF gesamt herunterladen können.