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Foto: Jonathan Fickies/Bloomberg via Getty Images
24.08.2024 DER AKTIONÄR

Vermögensverwalter Ken Fisher: Vor diesen Börsen-Mythen sollten sich Anleger in Acht nehmen

Ken Fisher, Sohn von Buffett-Mentor Philipp A. Fisher und selbst einer der erfolgreichsten Vermögensverwalter der USA, hat sie alle aufgedeckt: Börsen-Mythen, die Anleger zum Verhängnis werden können. Immer wieder beobachtet er, wie Anleger diesen verfallen und in der Folge entscheidende Anlagefehler begehen.
Ganz vorne mit dabei ist beispielsweise der Mythos, dass ein Stoppkurs Verluste stoppen kann. Was aus den ersten Blick vielleicht logisch und durchaus erstrebenswert klingt, so Fisher, ist auf den zweiten Blick ein gefährliches Unterfangen. In seinem Buch „Börsen-Mythen enthüllt für Anleger“ hat er den Mythos einmal genauer unter die Lupe genommen. Worauf es bei Stopp-Losses wirklich ankommt, lesen Sie jetzt exklusiv hier bei DER AKTIONÄR+.

Stoppkurse stoppen Verluste
„Ein Stoppkurs kann Ihre Verluste stoppen!“

Schon der Name „Stop-Loss“ klingt gut. Wer möchte nicht seine Verluste stoppen? Bloß machen Stoppkurse nicht das, was die Menschen von ihnen wollen. Vielmehr neigen sie dazu, steuerpflichtige Vorfälle und höhere Transaktionskosten auszulösen. Und sie stoppen öfter Gewinne als Verluste – im Durchschnitt verliert man durch sie langfristig Geld. Glauben Sie nicht an diesen kostspieligen Mythos. Die Popularität von Stoppkursen steigt und fällt. In den Spätphasen von Haussen hört man meistens nicht viel davon. Von Sir John Templeton stammt der berühmte Ausspruch: „Haussen werden im Pessimismus geboren, wachsen in der Skepsis, reifen im Optimismus und sterben an Euphorie.“ Stop-Losses sind normalerweise ein Spiel mit Pessimismus und Skepsis, aber sie finden unabhängig vom Marktzyklus ihre Anhänger. Tendenziell kommen sie bei Menschen gut an, die meinen, Abwärtsvolatilität sei schlecht und Aufwärtsvolatilität sei überhaupt keine Volatilität. Doch wie in Kapitel 4 besprochen, bekommt man ohne Abwärtsbewegungen keine Aufwärtsbewegungen.

Der Stop-Loss-Mechanismus
Für die Uneingeweihten: Ein Stop-Loss ist eine mechanische Methode, etwa in Form einer bei einem Broker aufgegebenen Order, eine Aktie (oder eine Anleihe, einen börsennotierten Fonds [ETF], einen Investmentfonds, den Gesamtmarkt oder was auch immer) automatisch zu verkaufen, wenn sie um einen bestimmten Betrag fällt. Dieser Betrag bleibt Ihnen überlassen! Es gibt für einen Stop-Loss keinen „richtigen“ Betrag (vor allem weil es kein Niveau gibt, das erwiesenermaßen die langfristige Performance verbessert). Normalerweise suchen sich die Menschen dafür runde Zahlen aus, zum Beispiel zehn Prozent, 15 Prozent oder 20 Prozent unter ihrem Kaufpreis. Dafür gibt es keinen bestimmten Grund – der Mensch mag einfach runde Zahlen. Hübsch und sauber. Sie könnten auch 11,385 Prozent oder 19,4562 Prozent nehmen, aber das tun sie nicht. Es gibt keinen statistischen Grund, aus dem 20 Prozent besser wären als 19,4562 Prozent. Dahinter steht der Gedanke, dass der Stop-Loss die Anleger angeblich vor großen Verlusten bewahrt. Wenn eine Aktie fällt und den Stoppkurs erreicht, wird sie verkauft.

Keine katastrophalen Verluste von 80 Prozent. Klingt doch verlockend! Wer will seine Verluste denn nicht stoppen? Aber die Methode funktioniert einfach nicht – jedenfalls nicht so wie erhofft.
Wenn sie funktionieren würde, dann würden alle Profis sie verwenden. Größere Gewinne bei begrenztem Verlustrisiko – das ist der Traum jedes Vermögensverwalters. Das würde den Kunden mehr Geld einbringen. Mehr Geld für die Kunden bedeutet mehr Geld für den Manager. Win – win – win! Jedoch ist mir kein bedeutender, langfristig erfolgreicher Vermögensverwalter bekannt, der Stop-Losses einsetzt – nicht einmal gelegentlich. Ich bezweifle nicht, dass einige Verkaufsbeauftragte im Finanzbereich Werbung dafür machen. Nicht weil sie dadurch ihre Performance verbessern würden (denn das würden sie wahrscheinlich nicht), sondern weil Stop-Losses zu Verkäufen zwingen – und wenn man nach Transaktionen bezahlt wird, sind Stop-Losses eine gute Möglichkeit, die Anzahl der Transaktionen zu steigern. Gut für den Verkaufsbeauftragten, aber ein Interessenkonflikt und für den Kunden nicht optimal.

Es besteht keine serielle Korrelation zwischen Aktienkursen
Damit man glauben kann, dass Stop-Losses funktionieren, muss man glauben, dass Aktienkurse seriell korreliert sind. Wenn etwas seriell korreliert ist, sagen frühere Preisbewegungen künftige Preisbewegungen vorher. Das heißt, eine fallende Aktie fällt weiter und eine steigende Aktie steigt weiter.
Es gibt eine Investment-Schule namens Momentum Investing, die auf dieser Idee aufgebaut ist. Im Gegensatz zu einem enormen Korpus an wissenschaftlicher Forschung, von den empirischen Belegen ganz zu schweigen, glauben diese Menschen, Preisbewegungen hätten Vorhersagekraft. Sie kaufen Gewinner und streichen Verlierer. Sie suchen in Charts nach Mustern. Aber Momentum-Anleger erzielen im Durchschnitt keine besseren Ergebnisse als die anderen Anlegerschulen. Tatsächlich geht es ihnen meistens schlechter. Können Sie mir fünf legendäre Momentum-Anleger nennen? Mir fällt kein Einziger ein.

Stop-Losses und Momentum Investing funktionieren deshalb nicht, weil die Aktien nicht seriell korreliert sind. Eine gestrige Preisbewegung hat für sich genommen keinerlei Einfluss auf das, was heute oder morgen geschieht.
Aktien, die um einen bestimmten Betrag fallen – seien es nun fünf Prozent, sieben Prozent, zehn Prozent, 15 Prozent oder 19,4562 Prozent –, fallen nicht mit größerer Wahrscheinlichkeit als andere. Und doch verhalten sich die Anhänger von Stoppkursen so, als wäre dem so. Denken Sie einmal gründlich darüber nach: Würden Sie nur Aktien kaufen, die ein großes Stück gestiegen sind? Sie wissen instinktiv, dass das nicht funktionieren würde. Manchmal steigt eine Aktie, die schon weit gestiegen ist, noch weiter, manchmal fällt sie dann und manchmal bewegt sie sich seitwärts durch die Gegend. Ich nehme an, dass die meisten Menschen Folgendes begreifen: Was steigt, muss nicht unbedingt noch weiter steigen. Aber warum verstehen die Menschen das nicht, wenn es nach unten geht?

Sicherlich sprechen Stop-Losses den Höhlenmenschen-Teil unserer Gehirne an, der Verluste intensiver hasst, als er Gewinne liebt (man bezeichnet das auch als kurzsichtige Verlustaversion). Aber wenn man evolutionsbedingten Reaktionen zum Opfer fällt, schadet das bei der Geldanlage öfter, als es hilft. Wer will schon investieren wie ein Höhlenmensch?

Suchen Sie sich ein Niveau aus – irgendein Niveau
Nehmen wir an, Sie wollen trotzdem Stoppkurse einsetzen, entgegen meiner Empfehlung und entgegen dem in der Branche üblichen Haftungsausschluss, wonach „frühere Performance kein Hinweis auf künftige Ergebnisse“ ist. Welches Niveau würden Sie sich aussuchen? Und warum? Nehmen wir an, Sie würden 20 Prozent wählen, ganz einfach weil ihnen die Zahl 20 gefällt. (Dieser Grund ist genauso gut wie jeder andere, um ein Stoppkurs-Niveau auszusuchen.) Wenn eine Aktie um mehr als diesen Betrag fällt, wird der Stop-Loss ausgelöst und Sie verkaufen automatisch.

Allerdings besteht prinzipiell eine Fifty-fifty-Chance, dass die Aktie entweder noch weiter fällt oder die Richtung wechselt. Sie handeln also aufgrund eines Münzwurfs. Und Münzwürfe sind schlechte Anlageberater. Beispielsweise unterbricht Sie der Stop-Loss nicht ...

Dies ist ein Auszug aus „Börsen-Mythen enthüllt für Anleger“ von Ken Fisher. Bestellen Sie hier Ihr persönliches Exemplar, einfach und unkompliziert über unseren Buch-Shop.

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