Die Ölpreise schwächeln bereits seit mehreren Monaten. Dementsprechend dürften die Gewinne der Energieriesen in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr. Allerdings scheffeln Branchenvertreter wie etwa Shell dennoch weiterhin üppige Gewinne, weshalb sich ein genauerer Blick auf die Ergebnisschätzungen durchaus lohnt.
Denn Öl- und Gasproduzenten mit einer guten Kostenstruktur haben auch auf dem aktuellen Niveau der Ölpreise keinerlei Problem, praktisch Tag für Tag stattliche Gewinne einzufahren. So gehen die von Bloomberg aufgeführten Analysten etwa davon aus, dass der britische Energiekonzern Shell im laufenden Jahr einen bereinigten Überschuss von 30,3 Milliarden Dollar erzielen dürfte. Unter Einbeziehung sämtlicher Sondereffekte dürften unterm Strich immer noch satte 28,9 Milliarden Dollar hängen bleiben. Pro Aktie würde sich daraus ein Ergebnis von 4,26 Dollar ergeben. Daraus wiederum errechnet sich ein KGV von gerade einmal 7.
Und auch für das kommende Jahr gehen Experten davon aus, dass Shell hochprofitabel bleiben wird. Der Gewinn pro Aktie dürfte 2024 dann bei 4,72 Dollar liegen. Demnach werden auch die sehr spendablen Ausschüttungspläne der Briten problemlos umsetzbar sein. Diese könnten dem Aktienkurs kurzfristig weiteren Auftrieb verleihen. Womöglich sind sie auch ein Grund dafür, weshalb sich die Shell-Anteile in den vergangenen Wochen im schwierigen Umfeld deutlich besser behaupten konnten als etwa die Papiere europäischer Konkurrenten wie TotalEnergies oder BP. Mittel- bis langfristig betrachtet wären weniger üppige Dividenden sowie Aktienrückkäufe und dafür konsequentere Investitionen in Erneuerbare Energien, E-Mobilität und Wasserstoff wohl weitaus sinnvoller.
Die Anteilscheine von Shell präsentieren sich trotz der anhaltend schwachen Ölpreise in einer starken Verfassung. Die mit einem KGV von 7 und einem KBV von 0,98 sehr günstig bewertete Aktie, die außerdem mit einer Dividendenrendite von fast vier Prozent lockt, bleibt ein Kauf. Der Stoppkurs kann bei 20,50 Euro belassen werden.