Fast zehn Prozent rutscht die Zalando-Aktie gerade ab. Bereits in den vergangenen Monaten war die Kursentwicklung sehr schwach. Nun folgt die operative Hiobsbotschaft: Der Online-Modehändler befürchtet wegen der zuletzt stark eingetrübten Wirtschaftsperspektiven eine längere Nachfrageflaute. Deswegen setzt der DAX-Konzern den Rotstift an.
2022 rechnet Zalando bestenfalls noch mit einem kleinen Umsatzwachstum. Bereits im ersten Quartal hatten die Berliner die Rückkehr des stationären Einzelhandels nach der Corona-Pandemie, eine sich eintrübende Verbraucherstimmung sowie steigende Kosten zu spüren bekommen. Das Umfeld habe sich im zweiten Jahresviertel noch verschlechtert und die Konsumlaune sei gesunken, hieß es nun.
Alles schlechter
Für das Bruttowarenvolumen (GMV) erwartet das Management 2022 jetzt ein Plus von 3 bis 7 Prozent auf 14,8 bis 15,3 Milliarden Euro. Bislang wurde hier ein Wachstum von bis zu 23 Prozent angestrebt. Der Umsatz dürfte vor diesem Hintergrund nur noch im besten Fall um drei Prozent auf 10,7 Milliarden Euro steigen, teilte Zalando mit. Allerdings könnte der Erlös auch bei 10,4 Milliarden Euro stagnieren, nachdem der Vorstand Anfang Mai noch von einem Wachstum um bis zu 19 Prozent ausgegangen war.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll 2022 jetzt bei 180 bis 260 Millionen Euro liegen, nach bislang angepeilten 430 bis 510 Millionen Euro. Und das, obwohl das Unternehmen die Investitionen nun deutlich senken will im Vergleich zur ursprünglichen Planung.
Bereits im zweiten Quartal dürfte es laut dem Unternehmen schlechter gelaufen sein als von Analysten erwartet. Diese rechneten mit einem GMW-Wachstum von 5 Prozent, einem Umsatzplus von 1,5 Prozent und einem operativen Ergebnis von 104 Millionen Euro. „Das zweite Quartal ist profitabel, aber schwächer als erwartet“, hieß es von Zalando.
Ob sich das „profitabel“ auf den operativen Gewinn bezieht oder auch auf das Nettoergebnis, teilte Zalando nicht mit. So hatte Zalando schon im ersten Jahresviertel unter dem Strich einen Fehlbetrag von gut 61 Millionen Euro verkraften müssen. Kunden hätten sich entweder für Waren aus dem hochpreisigen Sortiment entschieden oder seien vom mittleren Preissegment zu günstigeren Einstiegsprodukten gewechselt. Hinzu gekommen waren Störungen in der Lieferkette und höhere Werbungskosten, um Kunden an sich zu ziehen.
Im späten Handel sackt der Kurs auf knapp 23 Euro ab. Ein Mehrjahrestief.
Kursverlauf schlecht. Geschäftsentwicklung schlecht. Finger weg.
(mit Material von dpa-AFX)