Wirtschaftsminister Peter Altmaier will dem stationären Handel unter die Arme greifen. Unter anderem sollen die Überbrückungshilfen gegen die Corona-Folgen bis Mitte 2021 verlängert werden. Doch sind die Innenstädte wirklich zu retten? Die Börse hat ihr Urteil längst gefällt: Die Zukunft gehört Onlinehändlern wie Zalando.
Durch die Corona-Pandemie ist die Lage für viele Einzelhändler katastrophal. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands HDE, Stefan Genth, sieht aktuell bundesweit bis zu 50.000 Geschäfte in Gefahr. Der Umsatz liege derzeit im Schnitt etwa 30 Prozent unter dem Normalwert - weil die Leute Corona-bedingt weniger in die Städte gingen.
Digitalisierung ist aus Sicht der Experten einer der Schlüssel - oder auch die "Verlängerung der Ladentheke ins Internet". Sprich, Kunden sollen nicht nur bei Amazon, Zalando und anderen großen Händlern online shoppen können.
„Es geht nicht darum, den Online-Handel gegen den stationären Handel auszuspielen", sagt Wirtschaftsminister Altmaier. Aber von den Vorteilen der Online-Ökonomie sollten auch Einzelhändler profitieren.
Der Haken: Viele Einzelhändler haben entweder den Trend zum Onlinehandel komplett verpennt, oder sie sind einfach zu klein oder zu speziell, um im Internet zu verkaufen. Beides trifft auf viele Textilhändler zu.
Auf der anderen Seite hat Zalando, die Nummer 1 unter den Onlinemodehändlern, die Krise geschickt ausgenutzt, um die Position zu stärken. Lieferschwierigkeiten gab es im Lockdown nicht – das Ergebnis waren hochzufriedene Kunden, die sehr wahrscheinlich treu bleiben werden.
Nun legt Zalando nach. Das Unternehmen setzt zum Beispiel auf 3D-Technik, um die Retourenquote merklich zu reduzieren. Dadurch kann Zalando die Margen deutlich nach oben schrauben. Außerdem haben die Berliner Kooperationen mit etlichen Markenherstellern abgeschlossen. Folge: Es gibt fast nichts, das man auf Zalando nicht findet.
Das Totschlagargument pro Zalando sind allerdings die günstigen Preise, die der Konzern für seine Waren aufruft. Ständig gibt es massenhaft Angebote, sowohl für Schuhe als auch für Kleidung. Der stationäre Handel hat hier klar das Nachsehen.
Die Zalando-Aktie ist zwar schon gut gelaufen, trotzdem ist das Potenzial des E-Commerce-Unternehmens noch nicht annährend im Aktienkurs eingepreist. DER AKTIONÄR bleibt klar bullish.
(Mit Material von dpa-AFX)