Ende 2017 wurde Steinhoff von einem schweren Bilanzskandal erschüttert. Noch immer kämpft der südafrikanisch-deutsche Handelskonzerns mit den Folgen. Nun hat das Unternehmen sein Vergleichsangebot signifikant nach oben geschraubt. Das lässt die Aktie, die im zweistelligen Cent-Bereich notiert, nach oben schnellen.
Konkret hat Steinhoff eine neue, um umgerechnet 185 Millionen Euro auf 1,34 Milliarden Euro erhöhte, Offerte vorgelegt. Damit will man rund 90 Schadenersatzklagen von Anlegern und Gläubigern in Deutschland, Südafrika und den Niederlanden beilegen. Diese summieren sich auf mehr als sieben Milliarden Euro. Im Juli war Steinhoff bei den Klägern mit einem aufgebesserten Angebot noch abgeblitzt.
Grünes Licht aus Irland
Nun erklärte der skandalumwitterte Handelskonzern, die Hamilton-Klägergruppe aus Dublin sei mit der neuen Offerte einverstanden und habe ihre Beteiligung an einer Sammelklage zurückgezogen. Hamilton vertritt allein 14.000 zumeist südafrikanische Kleinanleger, Vermögensverwalter und Pensionsfonds mit Ansprüchen von mehr als 14 Milliarden südafrikanischen Rand (800 Millionen Euro).
Große Gesamtlösung vonnöten
Der entscheidende Punkt: Steinhoff kann sich nur befreien, wenn eine Gesamtlösung erzielt wird, also allen Gläubiger und Kläger ihr „Go“ geben. Ansonsten wären die bisher erzielten Vereinbarungen (mit einzelnen Parteien) nur Schall und Rauch – mit entsprechenden Auswirkungen auf den Kurs der Aktie.
Am 6. September geht es weiter...
Steinhoff teilt zudem mit, dass ein unabhängiger Forderungsverwalter in Kürze eine Mitteilung an die potenziellen Kläger senden wird, ob sie in der bevorstehenden Versammlungen am 6. September stimmberechtigt sind. Weiterhin heißt es, dass Antragsteller, die ihre Ansprüche nicht bis zum 5. Mai angemeldet haben, nicht abstimmen dürfen, aber dennoch einen Anspruch auf Auszahlungen haben.
Die Steinhoff-Aktie kann (nach dem gestrigen Kurssprung von rund 30 Prozent) am Donnerstag um weitere fünf Prozent zulegen und notiert bei 0,129 Euro (Tradegate).
Die Meldung ist sicherlich erfreulich. Doch nach wie vor haben noch längst nicht alle Parteien einem (umfassenden) Vergleich zugestimmt. Steinhoff bleibt ein hochspekulativer Pennystock, über dessen Wohl und Wehe letztlich Zocker entscheiden. Kurzum: Anleger, die auf der Suche nach einem seriösen Investment sind, sollten besser einen Bogen um die Aktie machen.