Das wirkt seltsam: Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin brummt dem vom einem Milliarden-Bilanzskandal schwer erschütterten Handelskonzern, der immer noch ums Überleben kämpft, eine zweistellige Millionen-Strafe auf. Der Kurs reagiert heute trotzdem kaum. Dafür könnte es gleich mehrere Gründe geben.
Steinhoff ist ohnehin immer noch recht fest in Zockerhänden und erfährt vor allem von einer Gemeinde aus privaten Anlegern fortwährend Aufmerksamkeit. Anders als bei größeren Unternehmen im Normalzustand dürften somit kaum Profis sofort Meldungen über neue Mittelabflüsse in konkrete Handelsentscheidungen und damit Kurse umsetzen.
Zudem beziehen sich die 11,29 Millionen Euro Strafe auf den nicht rechtzeitig veröffentlichten Jahresfinanzbericht für das Geschäftsjahr 2016/2017 und nicht rechtzeitig vorgenommene Stimmrechtsmitteilungen. Es geht also um die große Skandalzeit von Steinhoff. Mit einer Strafe war grundsätzlich zu rechnen. Steinhoff wird voraussichtlich keinen Einspruch einlegen.
Zu zahlen ist die Strafe in drei Tranchen ab 2023. Das sollte für Steinhoff machbar sein. Auch die absolute Höhe ist überschaubar.
Ohnehin war es zuletzt recht ruhig um den Steinhoff-Kurs geworden. Die kurzzeitige Verdopplung rund um den Jahreswechsel wurde in den vergangenen Monaten nach und nach praktisch vollständig abgebaut.
Am 29. Juli wird Steinhoff einen Analystentag veranstalten.
Weiterhin gilt: Steinhoff bleibt extrem spekulativ. Noch immer machen Analysten großer Finanzhäuser einen weiten Bogen um die Aktie. In Zeiten steigender Zinsen und schwächelnder Wirtschaft dürfte die anstehende Umschuldung nicht einfacher werden. Kein Kauf.