Nur um sechs Prozent ist China im vergangenen Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen. Sechs Prozent Wachstum klingt für eine Volkswirtschaft erst mal nicht schlecht. In China ist dies aber der niedrigste Wert seit fast drei Jahrzehnten. Diese Abschwächung könnte indirekt auch der Alibaba-Aktie zu schaffen machen.
Chinas Entwicklung wird derzeit durch den Handelskrieg behindert. Exporte und Investitionslust lassen nach. Außerdem versucht China, die Verschuldung einzudämmen, um einer gefährlichen Blasenbildung vorzubeugen. Das bedeutet, es wird weniger freigiebig Geld verteilt.
Der als Querdenker und Spezialist für Wirtschaftsgeschichte bekannte britische Historiker Niall Ferguson setzt sogar darauf, dass China in den nächsten 20 Jahren die USA nicht als größte Volkswirtschaft der Welt ablösen wird. Eine gewagte These, die Ferguson noch vor den aktuellen Zahlen aus dem chinesischen Statistikamt aufstellte.
Ferguson wird unter anderem mit Harvard, Oxford und Stanford assoziert. Ihm zufolge habe China ein demografisches Problem („die Erwerbsbevölkerung schrumpft“). Außerdem sei in den vergangenen zehn Jahren eine exzessive Verschuldung aufgebaut worden. Die Industrialisierung sei nicht nachhaltig. Und die Herrschaft der Kommunistischen Partei unvereinbar mit der größten aufstrebenden Mittelklasse aller Zeiten. Möglicherweise seien die Unruhen in Hongkong bereits ein Vorzeichen einer Periode der Instabilität.
Die Wirtschaftsexperten von PwC rechnen dagegen damit, dass 2030 Chinas Bruttoinlandsprodukt das der USA übertrifft. Und wie berichtet, sagte Investment-Guru Ray Dalio neulich: „Ich glaube, es wäre auch eine sehr riskante Entscheidung, nicht in China zu investieren.“
Zumindest die Einzelhandelsumsätze in China wachsen (wie erwartet) stabil. Alibaba zeigte sich in den vergangenen Quartalen in blendender Verfassung. Bereits mehrfach hat DER AKTIONÄR aber darauf hingewiesen, dass ein neues Allzeithoch beim Aktienkurs erst nach einer Einigung im Handelskonflikt zu erwarten ist. Indirekt dürfte auch Alibaba von einer schwächer wachsenden Wirtschaft in China betroffen sein. Das Unternehmen macht dort den Großteil seines Geschäfts. Sollte unter den Chinesen irgendwann Krisenstimmung aufkommen und die Konsumlust deutlich sinken, müsste Alibaba wohl seine Prognosen nach unten korrigieren. Ob sich die aktuelle Abschwächung in China bereits auf das Unternehmen auswirkt, werden die Quartalszahlen Ende Oktober zeigen. DER AKTIONÄR empfiehlt die Alibaba-Aktie weiterhin.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Alibaba.