Der chinesische E-Commerce-Riese öffnet seine älteste Plattform für Händler aus den Vereinigten Staaten. Das könnte amerikanischen Unternehmen helfen, während der Handelskonflikt die Aussichten für die globale Wirtschaft schmälert. Gleichzeitig greift Alibaba damit nach Marktanteilen in Amazons Heimatmarkt. Allerdings ist Skepsis angebracht, wie konkurrenzfähig das neue Angebot ist.
Erstmals ist die Business-to-Business-Plattform Alibaba.com auch für US-Verkäufer zugänglich. Die können nun ihre Angebote zum Beispiel an chinesische Einzelhändler oder Warenproduzenten verkaufen. Der Obst-und-Gemüse-Großhändler Robinson Fresh und Office Depot gehören zu den ersten Nutzern des Angebots.
Bislang waren auf Alibaba.com 150.000 meist chinesische Verkäufer registriert. Die 650.000 registrierten US-Unternehmen konnten nur als Käufer tätig werden. Alibabas Plattformen für den direkten Verkauf an Endkunden heißen Taobao und Tmall.
Alibaba will sein neues Angebot durch Vertreter direkt bei Unternehmen und Handelskammern promoten.
In China wird immer mehr konsumiert. Die Kunden legen dabei viel Wert auf Herkunft und Qualität der Produkte. Vor diesem Hintergrund spekuliert Alibaba offensichtlich vor allem darauf, kleinere Produzenten aus den USA mit chinesischen Händlern in Kontakt zu bringen.
Das Ziel ist klar: Ein größeres Stück vom B2B-Kuchen. Der weltweite Markt in diesem Bereich gilt als sechsmal so groß wie der B2C-Bereich, den Alibaba mit Taobao und Tmall bedient. In der Vergangenheit ist Alibaba allerdings bereits mit dem Versuch gescheitert, einen eigenen Marktplatz in den USA zu etablieren. Außerdem erscheint fragwürdig, ob kleine US-Verkäufer eine mehrere tausend Dollar teure Flatrate gegenüber Amazons Preismodell (480 Dollar Mindestgebühr und bis zu 15 Prozent Umsatzbeteiligung) bevorzugen werden. DER AKTIONÄR ist skeptisch, ob sich Alibabas Bemühungen, die erst mal viel Geld kosten dürften, langfristig auszahlen werden. Grundsätzlich bleibt die Aktie aber ein aussichtsreiches Investment.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Alibaba, Amazon.