KI-Aktien bleiben 2018 brandheiß. Beim Megatrend künstliche Intelligenz könnten sich erstmals die Vorzeichen ändern: China als innovativer Software-Entwickler – die USA als unverzichtbarer Hardware-Lieferant.
Rasant trieben chinesische Anleger die Kurse für Aktien aus dem Bereich künstliche Intelligenz im vergangenen Jahr nach oben. Die Marktkapitalisierung der fünf beliebtesten chinesischen Aktien mit Bezug zum neuen Megatrend stieg allein im vergangenen Jahr um rund 65 Milliarden Dollar an. Sogenannte Verdoppler, soweit das Auge reicht. Zudem zählen die chinesischen KI-Aktien mit Handelsumsätzen von bis zu 2,5 Milliarden Dollar am Tag zu den meistgehandelten Wertpapieren der Welt. Kein Wunder, denn die Story, die diesen Bullenmarkt antreibt, klingt unglaublich. Sie handelt von selbstfahrenden Autos, Industrieoptimierung und Datenanalyse, die genaue Vorhersagen trifft. Und China will bei diesem Megatrend die Nummer 1 werden.
Eine Vielzahl von chinesischen Konzernen hat sich bereits an die Startlinie begeben, um im Technologierennen ganz vorne mit dabei zu sein. Selbst die Kommunistische Partei hat das Potenzial erkannt: China soll bis 2025 Weltmarktführer werden – um dieses Ziel zu erreichen, steckt die Regierung Milliarden in neue Forschungsprojekte. In Peking wird für über zwei Milliarden Dollar ein riesiger Forschungspark gebaut, der bis zu 400 Unternehmen Platz bietet. Die staatlichen Subventionen locken dabei nicht nur chinesische Konzerne an – auch US-Firmen wie Google planen, Einrichtungen in Peking zu beziehen.
Professor Sepp Hochreiter sieht die USA den KI-Wettlauf verlieren. Im Gespräch mit dem aktionär weist die KI-Ikone auf den entscheidenden Vorteil der Chinesen hin: „Datenschutzrechte sind leichter und deswegen können das Firmen viel aggressiver angehen.“ Tatsächlich spielen die Verfügbarkeit und Verwendbarkeit von Daten eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Sie sind essenziell für das Training der Maschinen. Denn ohne das gezielte Erlernen von Fähigkeiten kann auch der Algorithmus keine unabhängige Entscheidung treffen. Als eines der gut aufgestellten chinesischen Unternehmen nennt Hochreiter den Suchmaschinenkonzern Baidu.
Baidu verfügt dank seiner unterschiedlichen Produkte über genügend Daten, um KI-Algorithmen zu trainieren. Insbesondere im Kerngeschäft werden mithilfe von künstlicher Intelligenz zum einen die Suchanfragen der Nutzer, zum anderen die gezielte Schaltung von Werbung verbessert. Daneben wird das sprachgestützte Betriebssystem DuerOS und die Selbstfahrer-Plattform Apollo entwickelt. Das werbeintensive Suchmaschinengeschäft kann bereits von KI-Algorithmen profitieren – 2018 soll der Umsatz um 23 Prozent auf 16,2 Milliarden Dollar steigen.
Auch wenn das Silicon Valley nicht mehr der einzige Lieferant innovativer KI-Software ist: US-Firmen bleiben unverzichtbar für die Branche. Denn eines haben alle KI-Anwendungen gemeinsam: Sie benötigen für das Training Unmengen an Rechenpower. Woher die Rechenleistung kommt, zeigen die Partner von Baidu deutlich auf. Die US-Firmen Intel, Nvidia und Xilinx liefern Prozessoren, Grafikchips und FPGAs.
Während Intel und Nvidia für ihre Innovationen im Bereich künstliche Intelligenz bekannt sind, ist Xilinx der Underdog dieser heißen Branche. Erste Erfolge rückten die Aktie jedcoh wieder in den Fokus der Analysten. Morgan Stanley stufte das Kursziel auf 78 Dollar hoch und Goldman Sachs nahm die Aktie in ihre „Conviction Buy List“ auf. Im kommenden Jahr erwarten Analysten eine Beschleunigung des Umsatzwachstums auf 13,6 Prozent – die Gewinne sollen 2019 um 14,5 Prozent ansteigen.
Neue Technologien dürften auch 2018 der Motor für Kursgewinne bleiben. Die niedrige Bewertung beider KI-Empfehlungen lässt zudem auf eine Unterbewertung schließen. Baidu bewegt sich am unteren Rand der Peergroup und Xilinx’ 18er-KGV von 25 wirkt angesichts einer möglichen Neubewertung als KI-Aktie äußerst günstig. Anleger bleiben 2018 dabei.
Dies ist ein Auszug aus DER AKTIONÄR 04/2018. Den vollständigen Artikel finden sie hier.