Die Zalando-Aktie hat sich immer noch nicht von den mauen Zahlen für das dritte Quartal erholt. Der Chart sieht mittlerweile zum Fürchten aus. Übertrieben?
"Ich bin nicht glücklich“, kommentierte Rubin Ritter Mitte September die zweite Gewinnwarnung von Zalando innerhalb von nur sechs Wochen. Schuld war die Hitze – die Leute tummelten sich lieber im Freibad, als Herbstklamotten einzukaufen. Die Anleger nahmen in Scharen Reißaus von der Aktie – seit dem Hoch vom Juli hat der Titel 38 Prozent verloren.
Ein Niveau, das so manchen spekulativ orientierten Anleger zum Einstieg reizte. Doch dann legte Zalando die Zahlen für das dritte Quartal vor – und die fielen schwach aus. Die Aktie geriet weiter unter Druck und fiel am Freitag auf den tiefsten Stand seit über zwei Jahren.
Übertreibt der Markt mittlerweile? Fakt ist: Die Marktbedingungen sind stark. Laut Berechnungen von Statista ist Fashion das größte Segment im E-Commerce und die Wachstumsraten bleiben hoch: Bis 2022 wird die Branche beim Umsatz jährlich um zwölf Prozent wachsen.
Zalando wächst mit 22 Prozent viel schneller und punktet auch in Sachen Bewertung: Konkurrent Asos und Zalando kommen auf ein 2020er-KGV von 40, allerdings dürfte Zalando den Gewinn um 40, Asos aber nur um 25 Prozent steigern.
Um künftig merklich profitabler zu arbeiten, setzen die Berliner auf Automatisierung. Seit Neuestem lässt Zalando Schuhkartons von autonomen Robotern namens Toru einpacken, die mithilfe einer Kamera selbstständig durchs Lager fahren.
Ritter will nachbessern
Aus den Fehlern der Vergangenheit hat Zalando gelernt. Der Umgang mit den Retouren wird sich ändern, so Co-CEO Rubin Ritter. In den vergangenen Monaten hatte der Konzern zu viel gute Kleidung aussortiert, was auf die Margen gedrückt hat. Nun hat der Konzern seine Richtlinien geändert, nach denen Kleidung wieder verkaufsfähig gemacht wird.
An dem Ziel, das Bruttowarenvolumen von Zalando bis 2020 auf zehn Milliarden Euro zu verdoppeln, hält Ritter fest.
Stopp beachten
Die Zalando-Aktie hat ein Niveau erreicht, das ohne Frage reizvoll genannt werden darf. Es ist positiv, dass das Management Fehler sucht und möglichst schnell abstellen will. Die starke Infrastruktur und die hohe Kundenbasis machen Zalando zu einem Übernahmekandidaten. Investierte Anleger bleiben dabei und beachten den Stoppkurs des AKTIONÄR bei 27 Euro.