Die Zalando-Aktie gehört am Freitag zu den schwächsten Werten im MDAX, verliert in der Spitze bis zu sieben Prozent. Der Grund ist ein sehr pessimistischer Analystenkommentar. Das Chartbild hat sich merklich eingetrübt, die Aktie hat seit dem Zwischenhoch vom Januar 17 Prozent eingebüßt. Wie geht es weiter?
An Zalando scheiden sich die Geister: Während die einen das Unternehmen als hochinnovativen Modespezialisten mit Millionen von treuen Kunden bezeichnen, nennen die anderen Zalando überschätzt und überbewertet. Zu Letzteren gehört die Privatbank Berenberg, die ihr Kursziel am Freitag von 27 auf 14 Euro gesenkt hat. Zalando hinke der Branche deutlich hinterher, wenn es darum geht, operative Gewinne auch in operative Mittelzuflüsse (Cashflow) umzumünzen.
Starker Tobak. Doch was man bei Zalando nicht übersehen darf: Der Online-Modeversender hat es in wenigen Jahren geschafft, eine sehr bekannte Marke zu schaffen und mittlerweile 25 Millionen aktive Kunden zu gewinnen. Die Benutzerfreundlichkeit wird zusehends besser. Selbst Einkaufsmuffel fühlen sich bei Zalando wohl, da das Klamottenshopping schnell und bequem über die Bühne geht.
Das soll in Zukunft noch besser werden. Zalando tüftelt an einem System, das den Kunden noch besser kennenlernt. „Das Thema Sizing ist für uns alle ein Riesenthema“, so Zalando-Co-Gründer David Schneider in einem Interview mit dem Handelsblatt. „Da sind wir schnell bei Systemen, die mit Hilfe Künstlicher Intelligenz künftig noch viel genauer in der Lage sein werden, den einzelnen Kunden zu kennen, ohne dass er sich dafür stundenlang vermessen lassen musste.“
Die ausgefeilte Infrastruktur, die zusehends verbessert wird, die große Kundenbasis, die starke Marke: drei gute Gründe, die für eine Übernahme von Zalando sprechen. Zumal das Unternehmen nach dem Crash nur noch auf einen Börsenwert von 6,5 Milliarden Euro kommt. Riesige Konzerne wie Alibaba und Amazon könnten diese Summen aus der Portokasse bezahlen.
Vor allem für Alibaba wäre eine Zalando-Übernahme sinnvoll. Die Chinesen drängen mit Macht nach Europa, weil der europäische Modemarkt seit vielen Jahren verlässlich wächst. Das Problem: Alibaba kennt in Europa kaum jemand. Das Unternehmen müsste also von ganz unten anfangen. Viel einfacher wäre es also, Zalando zu schlucken als Infrastruktur, Marke und Kundenbasis selbst aufzubauen.
Aktie ausgestoppt!
Die Chance auf eine Übernahme macht Zalando prinzipiell zu einer spannenden Investmentstory. Zudem ist die Aktie im Peergroup-Vergleich nicht zu teuer. Trotzdem hat sich das Sentiment merklich eingetrübt. Folglich fiel die Aktie unter den Stoppkurs des AKTIONÄR. Unser Rat, im Januar Gewinne mitzunehmen, nachdem die Aktie schon 32 Prozent gestiegen war, erwies sich als richtig. Mit einem Neueinstieg sollte noch abgewartet werden.