Nachdem Anzeigen neben Videos mit extremistischen oder rassistischen Inhalten geschaltet wurden, boykottieren einige Werbekunden die Video-Plattform YouTube. Googles erste Antwort, den Kunden mehr Kontrolle bei der Überprüfung der Videos zu geben, entschärfte die Situation nicht. Jetzt geht Google-Manager Philipp Schindler in die Offensive: Er sieht YouTube zu Unrecht an den Pranger gestellt und gibt einen neuen Lösungsansatz vor.
Google weist den Werbepartnern keinen speziellen Platz zu, sondern wählt über einen Algorithmus aus, zu welchem Video die jeweilige Werbung am besten passt. Videos mit kontroversen Inhalten werden von Algorithmus erkannt und für Werbeanzeigen gesperrt. Perfekt ist das System nicht – jedoch soll nur ein Tausendstel aller ausgespielten Werbeclips betroffen sein.
Schindler sagt: „Aus Sicht unserer Kunden sind die Fehlerraten um die es geht – und ich bin hier vorsichtig, denn ich will das Problem nicht kleinreden – minimalst. Sicherlich sollten sie kleiner sein. Es liegt in unserer Verantwortung sie geringer zu halten. (…) Das eigentliche Problem liegt jedoch darin, dass jemand auf aggressive Weise das Thema auf die Titelseiten bringt.“
Einige Kunden verlangen, dass die Videos manuell gesichtet werden sollten. Schindler sagte hierzu, dass auf der einen Seite mehr Leute für die Überprüfung abgestellt wurden, aber nur künstliche Intelligenz das Problem lösen könnte. „Wir verwenden jetzt eine komplett neue Generation unseres aktuellsten und besten Deep-Learning-Algorithmus.“ Zudem wurden zusätzlich Filter eingefügt, um Werbung in gefährlichen und abwertenden Videos zu blockieren.
Auswirkungen gering – Chance nutzen
Das momentane „Worst-Case-Szenario“ der Analysten: Zehn Prozent der YouTube-Erlöse fallen weg. Selbst hier wären die Folgen jedoch gering. Google dürfte im Jahr 2017 rund 10,2 Milliarden Dollar mit YouTube-Werbung umsetzen. Bei einer operativen Marge von geschätzt 30 Prozent und einer Steuerquote von 19 Prozent sollten die Auswirkungen auf den Gewinn je Aktie unter einem Prozent bleiben. Für Anleger heißt das: Auch wenn sich der Aktienkurs bereits erholt, bleibt der Rücksetzer eine günstige Einstiegs- oder Zukaufsmöglichkeit.