Die Financial Times (FT) schießt erneut gegen Wirecard. In einem am Donnerstagmorgen veröffentlichten Artikel berichtet das Blatt weitere Details über Betrugsermittlungen der Polizei in Singapur gegen das Unternehmen. Brisanter als die Summe, die dabei im Feuer steht, ist die Frage: Was wusste Vorstand Jan Marsalek?
Leitende Führungskräfte von Wirecard in Deutschland sollen demnach vier Transaktionen im Gesamtvolumen von zwei Millionen Euro beaufsichtigten und genehmigten haben, die jetzt im Mittelpunkt einer Betrugsermittlung durch die Polizei in Singapur stehen, berichtet die FT unter Berufung auf Dokumente, die der Zeitung vorliegen.
Die Transaktionen vom März 2018 wurden von ihrer Münchner Bank an ein Unternehmen in Singapur weitergeleitet und sollen im Zusammenhang mit Buchhaltungspraktiken stehen, die Whistleblower als betrügerische bezeichnet hatten.
Während man die fragliche Summe angesichts der Größe Wirecards und der jährlicheren Transaktionsvolumina als „Peanuts“ bezeichnen könnte, droht von anderer Seite Brisanz: Die Dokumente deuten nämlich an, dass auch das Top-Management in der Konzernzentrale in Aschheim davon wusste. Konkret könnte COO Jan Marsalek eingeweiht gewesen sein.
Wirecard sagte gegenüber der FT, das Unternehmen brauche zwei Tage (!), um einen Kommentar zu den Vorwürfen abzugeben. Für den Zusatz, dass die Vorwürfe und Fragen bezüglich des südostasiatischen Geschäfts alt seien und dass das Ergebnis der vollständigen Untersuchung in Kürze verfügbar sein wird, hat es aber gerade noch gereicht.
Aktie beobachten!
Für die Wirecard-Aktie deutet sich im vorbörslichen Handel ein schwächerer Start an. Bei Tradegate verliert sie rund eineinhalb Prozent – kein Vergleich zu den heftigen Kursreaktionen auf die vorherigen FT-Artikel. Wirecard bleibt dennoch ein heißes Eisen.