Gestern zog Microsoft bereits kurzfristig an Apple vorbei. Heute könnte der Software-Gigant den iPhone-Riesen auch etwas länger als teuerstes Unternehmen der Welt ablösen. Großen Anteil daran dürfte – neben der operativen Entwicklung – heute auch der US-Präsident Donald Trump haben. Durch seine Gedankenspiele über Strafzölle auf Apple-Produkte aus China steht die Apple-Aktie erneut unter Druck.
Der Börsenwert von Microsoft stieg gestern kurzfristig auf rund 819 Milliarden Dollar, während der von Apple auf 808 Milliarden Dollar sank. Zum Börsenschluss machte Apple zwar wieder Boden gut und holte sich die Pole-Position zurück. Doch schon im Laufe des heutigen Tages könnte sich der Führungswechsel festigen, denn die Apple-Aktie kam nach Handelsschluss erneut unter Druck.
Auch mit Blick auf die jüngste Geschäftsentwicklung hat Microsoft derzeit klar die Nase vorn. Bei Apple dominieren die Sorgen um die neuen iPhone-Modelle. Bei Microsoft brummt das Geschäft dagegen. Blickt man auf die überragende Performance der Aktie, wird deutlich, dass ein Großteil der Kursgewinne in den vergangenen vier Jahren erzielt wurde. Der Grund ist Satya Nadella, der im Februar 2014 das Ruder beim Tech-Giganten übernahm. Während sein Vorgänger Steve Ballmer ein raffinierter Verwalter der Windows-Erfolge war, machte Nadella schnell klar, dass ein Richtungswechsel bevorstand. Seine neue Devise lautete „Mobile and cloud first“ – die Entwicklung von Windows erwähnte er in seinen ersten Tagen als Konzernchef dagegen kaum. Wenige Jahre später sollte sich zeigen, dass Nadella mit seiner Strategie goldrichtig lag.
Seit dem Amtsantritt von Nadella hat sich Microsoft deutlich gewandelt. Heute konzentriert sich das Unternehmen zusätzlich auf die Entwicklung und Bereitstellung von Software in der Cloud. Zwar wurde aus dem Windows Phone nichts – doch das Cloud-Geschäft konnte die Kunden und die Investoren begeistern.
Bezeichnend für den Richtungswechsel unter Nadella ist auch die Öffnung zur entwicklerfreundlichen Open-Source-Software. Während Ballmer das offene Betriebssystem Linux als „Krebsgeschwür“ bezeichnete, „das in Bezug auf geistiges Eigentum alles befällt, was es berührt“, und nicht kompatibel zu eigener Software sei, denkt Microsoft unter Nadella um. Der Plan des Neuen: Nicht alles zwanghaft unter das Dach von Windows bringen, sondern vielmehr die unterschiedlichen Geräte besser mit Windows verknüpfen.
Microsofts steckt damit mitten in der Wandlung vom reinen proprietären Softwarekonzern hin zu einem Open-Source-Plattform-Anbieter, der zahlreiche Geräte und Entwicklungen verbindet. Insbesondere in Zeiten des Internet of Things muss in Sachen Betriebssystem umgedacht werden.
Dieses Umdenken dürfte bei Microsoft auch in Zukunft für steigende Gewinne und damit auch für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends sorgen. Die Aktie bleibt ein Basis-Investment – egal, ob als wertvollstes Unternehmen der Welt oder nicht.