Die Hausse nährt die Hausse. Das konnte in früheren Jahren oft beobachtet werden und nun auch wieder. Hervorragende Wirtschaftsaussichten in den USA sorgen bei vielen Anlegern für Kauflaune. Selbst Skeptiker, die eine nahende Korrektur befürchteten, kaufen nun. Weitere Rekorde am deutschen Aktienmarkt sind absehbar. Der Wochenausblick.
Am Freitag ging der DAX mit einem neuen Schlussrekord bei 15.459 Punkten ins Wochenende. Damit schaffte er ein Wochenplus von knapp anderthalb Prozent. Dank überzeugender Geschäftszahlen deutscher Unternehmen Markierten auch MDAX und SDAX neue Bestmarken. Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Samstag-Abend sogar noch etwas höher – bei knapp 15.500 Punkten.
Von einer Überhitzung ist dennoch noch nichts zu sehen, im Gegenteil. "Die Abfolge von Rallye – Konsolidierung – Rallye entspricht der eines dynamischen Bullenmarktes, in dessen Mitte sich der DAX gerade befindet" kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets.
"Die Aktienmärkte kann scheinbar nichts erschüttern. Sie sind stabil wie Granit", kommentiert etwa Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank, den weltweiten Höhenflug der Börsen. Als Motor für weitere Kursgewinne sieht er die zunehmende globale Wirtschaftsdynamik.
Nachhaltige Erholung in den USA
Die von der Investment-Beratungsfirma Sentix ermittelten Konjunkturerwartungen räumten den USA vor den asiatischen Schwellenländern mit Schwerpunkt China für die kommenden sechs Monate die besten Aussichten ein, so Halver. Denn die geplanten, großzügigen Infrastruktur-Investitionen von gut zwei Billionen US-Dollar in den kommenden Jahre sollten eine nachhaltige Industrieerholung in der weltgrößten Volkswirtschaft stützen.
Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck, setzt ebenfalls auf positive Impulse der boomenden US-Wirtschaft. Der dortige Aufschwung "läuft erst an und wird immer noch oft unterschätzt – schon daher hat die Wall Street weiter Luft nach oben", so seine Überzeugung. Und Charttechnik-Experte Andreas Büchler von Index-Radar traut dem DAX "bis zur Überhitzung noch einige hundert Punkte" zu.
Keine Störmanöver für Wachstum und Zinsmärkte
Gleichzeitig müssten die Investoren keine Angst vor steigenden US-Zinsen haben, so Baader-Experte Halver. Denn die amerikanische Notenbank "betont Mantra-artig, dass die anstehenden Preissteigerungen nicht nachhaltig sind". Basiseffekte wegen steigender Rohstoffpreise und Preissteigerungen durch temporäre Lieferengpässe ignorierten die Währungshüter, "um bloß keine Störmanöver für Wachstum und Zinsmärkte zu riskieren".
Auch von der Europäischen Zentralbank drohe den Börsen keine Gefahr durch steigende Zinsen, meint Halver. Sie werde sich auf ihrer Sitzung am Donnerstag "erneut als Taubenschlag präsentieren" – also ebenfalls an ihrer Politik des billigen Geldes festhalten.
Markt wird anfällig für eine Korrektur
Etwas vorsichtiger für Aktien ist hingegen Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Helaba, der sie "anfällig für eine Korrektur" sieht. Zwar scheine das Umfeld mit Spitzenwerten bei der Konjunkturstimmung und einer weiter ultralockeren Geldpolitik "wie gemacht für Aktien". Doch nach der beispiellosen Erholungsrallye vom gut ein Jahr alten Corona-Tief seien Dividendenpapiere vor allem in den USA zu teuer.
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"Große Kurssprünge sind daher nicht mehr zu erwarten", glaubt der Experte. Vielmehr habe die Gefahr von Rückschlägen deutlich zugenommen. Nur wenn starke Geschäftszahlen in der laufenden Berichtssaison die schon hohen Erwartungen weiter nach oben trieben, sieht er noch fundamentales Potenzial.
Reinwand rät Anlegern aber eher zur Zurückhaltung. Er befürchtet, dass andere Indizes mit Verzögerung doch noch dem Beispiel des chinesischen CSI 300 folgen könnten. Dieser habe seit dem erfolglosen Versuch im Februar, sein Rekordhoch aus dem Jahr 2007 zu überwinden, rund 15 Prozent eingebüßt. Für viele Anleger "gelten Aktien inzwischen als sichere Wette", da die Politik bei Bedarf mit Konjunkturprogrammen einspringe und die Geldpolitik unterstütze.
Doch "dass es trotz anziehender Konjunktur an der Börse auch einmal in die andere Richtung gehen kann – siehe zuletzt China –, erwarten inzwischen immer weniger Marktteilnehmer", warnt Reinwand.
Berichtssaison in Deutschland startet
Seitens der deutschen Unternehmen bleibt es in der neuen Woche noch recht ruhig. Erst am Mittwochabend legt mit Deutsche Börse ein DAX-Unternehmen Zahlen für das erste Quartal vor. Auch vom Pharmazulieferer Sartorius stehen zur Wochenmitte Quartalsergebnisse auf der Agenda – das MDAX-Unternehmen hatte bereits im März die Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Jahr erhöht.
Auch bei den SAP-Zahlen am Donnerstag dürfte sich das Überraschungspotenzial nach den kürzlich veröffentlichten Eckdaten und der Anhebung der Jahresziele in Grenzen halten.
Am selben Tag informieren der Telekomausrüster Adva und der Personaldienstleister Amadeus Fire über die jüngste Geschäftsentwicklung. Den Zahlenreigen vervollständigen am Freitag Software AG und Daimler, wobei der Autobauer kürzlich ebenfalls schon vorläufige Zahlen veröffentlicht hat. (Mit Material von dpa-AFX)
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