Bereits vor einigen Monaten erhöhte Goldman Sachs seine Kursziele für Gold und lag damit bisher weit daneben. Doch da der Goldpreis trotz überstandener Bankenkrise und freundlicheren Aktienmärkten immer noch in Schlagdistanz zur 2.000-Dollar-Marke notiert, könnte Goldman nicht so falsch liegen wie bisher vermutet.
Am Ende des zweiten Quartals 2022 hatte die US-Investmentbank einen Research-Bericht veröffentlicht, in dem sie ihr Kursziel für die nächsten zwölf Monate deutlich anhob. Während Goldman zuvor 2.150 Dollar erwartet hatte, korrigierte man das Ziel um mehr als 15 Prozent auf 2.500 Dollar nach oben. Allerdings zeigte man sich auch für die nächsten drei und sechs Monate mit Kurszielen von 2.300 und 2.500 Dollar extrem optimistisch.
Goldman liegt falsch – oder doch nicht?
Mittlerweile ist klar, dass die kurzfristigen Prognosen deutlich in die Hose gingen. Doch spannend daran ist, dass zwar die Kursprognosen falsch waren, aber die fundamentale Lage sich exakt so entwickelte wie man erwartet hatte. Denn im Bericht hieß es, dass "das Aufwärtsszenario aufgrund der Nachfrage seitens der Zentralbanken nun zum Basisszenario wird". Tatsächlich erreichten die Goldkäufe der Zentralbanken im letzten Jahr ein neues Allzeithoch. Deshalb liegt der Gedanke nahe, dass Goldman mit seiner fundamentalen Einschätzung richtig liegen könnte und lediglich auf der Zeitachse zu forsch war.
Allzeithoch in Sicht
Die jüngste Entwicklung im Goldpreis spricht jedenfalls für dieses Szenario. Obwohl die Unsicherheiten im Bankensektor abnehmen und die Aktienmärkte sich wieder freundlicher präsentieren, notiert das Edelmetall weiterhin nur knapp 100 Dollar unter seinem Allzeithoch. Sobald der Kurs es schafft, dieses zu überwinden, sollte Gold zumindest auf 2.250 Dollar ansteigen. Auch die prognostizierten 2.500 Dollar wären dann im Spiel – zwar höchstwahrscheinlich nicht bis zum Ende des zweiten Quartals, doch bis Ende des Jahres.
Goldman Sachs dürfte mit seiner Goldpreis-Prognose aus dem letzten Jahr fundamental betrachtet richtig liegen, aber hat sich im Zeitfaktor geirrt. Ein Kursziel von 2.500 Dollar in diesem Jahr ist zwar ambitioniert, aber nicht unrealistisch. DER AKTIONÄR rechnet zumindest mit einem neuen Allzeithoch in diesem Jahr.