Die US-Börsen haben sich am Donnerstag von Aussagen der US-Notenbank Fed zur Zinswende weitgehend erholt. Der Schreck über wohl auch im März noch unverändert hohe Leitzinsen wurde erst einmal verdaut. Etwas besser als erwartet ausgefallene Stimmungsdaten aus der US-Industrie trübten die Erholungsbewegung nur kurz. Robuste Daten aus der Konjunktur, gepaart mit weiterhin recht hohen Inflationsraten, passen zum Kurs der Fed, sich mit der Zinswende Zeit zu lassen.
Bevor nachbörslich weitere Technologie-Giganten wie Apple, Amazon und Meta ihre Quartalsberichte veröffentlichen, legte der Dow Jones Industrial um 0,72 Prozent auf 38 423,61 Punkte zu. Der bekannteste Wall-Street-Index, der am Vortag seine Rekordrally zeitweise fortgesetzt hatte, war nach den Zinsaussagen am Mittwoch deutlich ins Minus abgerutscht. Fed-Präsident Jerome Powell hatte eine Zinssenkung bereits im März "unwahrscheinlich" genannt und damit Hoffnungen auf schnelle geldpolitische Wende gedämpft. Ökonomen glauben aber weiterhin, dass es sich nur noch um die Frage handelt, wann die Fed in diesem Jahr die Zinsen senkt und nicht mehr, ob sie es tun wird.
Der S&P 500 erholte sich am Donnerstag um 0,92 Prozent auf 4890,04 Punkte. An der technologielastigen Nasdaq-Börse legte der Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,89 Prozent auf 17 290,30 Zähler zu. Hier waren die Gewinnmitnahmen zur Wochenmitte noch ausgeprägter gewesen als unter den Standardwerten.
Bevor die Blicke der Anleger sich auf Apple , Amazon und Meta richten werden, deren Aktien zuletzt um 0,7 bis 1,4 Prozent zulegten, galt die Aufmerksamkeit zahlreichen andere Unternehmen und deren Quartalsberichten. Auch ein Börsengang stand im Fokus.
Im Dow büßten Honeywell 3,2 Prozent ein, nachdem der Mischkonzern mit seinem Umsatzziel für 2024 die Erwartungen enttäuscht hatte. Spitzenreiter im Dow waren Merck & Co mit plus 3,9 Prozent. Der Pharmakonzern überraschte mit seinen Kennziffern für Umsatz und Überschuss, obwohl hohe Forschungsausgaben die Gewinne deutlich belastet hatten.
Im Nasdaq-100-Index sackten Qualcomm am Ende des Kurszettels 4,6 Prozent ab. Zwar schnitt der Chipkonzern im Auftaktquartal 2024/25 auf den ersten Blick gut ab und stellte eine Erholung des zuletzt schwächelnden Smartphone-Marktes in Aussicht. Laut der US-Bank Citigroup ist der Ausblick aber nicht überzeugend. Christopher Danely revidierte seine erst im Januar ausgesprochene Kaufempfehlung und schrieb: Er gehe nicht mehr davon aus, dass Qualcomm bei Samsung -Produkten Zulieferanteile gewinnen werde.
Ebenfalls aus dem Chip-Bereich gab Wolfspeed Zahlen bekannt. Hier wurde auch auf einen enttäuschenden Ausblick verwiesen. Analysten sehen das Industrie- und Energiegeschäft als negativen Faktor. Die Aktie gab um 10,5 Prozent nach.
Um 5,0 Prozent ging es für die Papiere von Plug Power hoch, die von einer Kaufempfehlung des Analysehauses Roth MKM angetrieben wurden. Erfreulich sei, dass das Wasserstoff-Unternehmen zuversichtlich sei, die Produktion in einem neuen Werk im US-Bundesstaat Georgia hochfahren zu können, hieß es zur Begründung.
Weiter abwärts ging es für die Anteile der Regionalbank New York Community Bancorp , die tags zuvor mit einem Verlust im Schlussviertel 2023 geschockt hatte. Nachdem die Aktien am Mittwoch bereits um knapp 38 Prozent abgesackt waren, büßten sie nun weitere 8 Prozent ein.
Im Fokus am Markt stand zudem der Börsengang von Amer Sports , dem größten seit dem IPO von Birkenstock im vergangenen Jahr. Die Aktien des Herstellers von Wilson-Tennisschlägern und Salomon-Skischuhen wurde zuletzt zu 13,47 US-Dollar gehandelt. Der Angebotspreis für die Aktien war am Mittwoch auf 13 Dollar festgelegt worden. Während der Birkenstock-Börsengang einen Wert von 1,5 Milliarden Dollar hatte, bescherte der frühe Handel Amer Sports einen Börsenwert von rund 6,6 Milliarden Dollar.