Trotz massiver Inflation und wahrscheinlicher Rezession erwarten die Analysten an der Wall Street für 2022 und 2023 Rekordgewinne bei den US-Unternehmen. Von den elf von FactSet erfassten Sektoren sehen die Experten den größten Zuwachs im Konsumgüterbereich – aber nur unter der Bedingung, dass Amazon liefert.
35,8 Prozent plus beim Gewinn – so lautet die durchschnittliche Prognose der Wall-Street-Häuser für die Konsumunternehmen für 2023. Dabei wird das Amazon-Wachstum den Löwenanteil ausmachen, so die Profis. Ohne den E-Commerce-Giganten wird das Plus lediglich 18,6 Prozent betragen.
Die Analysten erwarten für 2023 laut einer Bloomberg-Umfrage einen Amazon-Gewinn je Aktie von 1,80 Dollar (auf GAAP-Basis). Für 2022 rechnen sie mit einem Minus von 0,10 Dollar.
Einfach wird es für Amazon nicht, den Gewinn nach oben zu treiben. Bereits während der Pandemie sind die Kosten deutlich gestiegen, die hohe Inflation setzt dem Konzern weiter zu: Zum einen achten die Verbraucher noch stärker auf Angebote, zum anderen verlangen die Mitarbeiter höhere Löhne. Auch sind die Preise etwa für Treibstoff oder Verpackungen außergewöhnlich hoch.
Amazon-CEO Andy Jassy hat bereits Sparmaßnahmen angekündigt. Etliche Stellen stehen auf der Kippe, zudem hat Jassy bei Alexa den Rotstift angesetzt, nachdem bekannt wurde, dass die Sparte fünf Milliarden Dollar Verlust macht.
Jahrelang hatte Umsatz- und Kundenwachstum bei Amazon obere Priorität – nun achtet Jassy mehr auf die Margen, was die Börse über kurz oder lang honorieren wird. DER AKTIONÄR bleibt bei seinem fairen Wert für die Aktie von 150 Euro. Stoppkurs: 85 Euro.