Woher nimmt Micheal Raab nur seinen Optimismus? Der Analyst in Diensten von Kepler Cheuvreux hat zwar sein Kursziel für die VW-Aktie von 222 Euro auf 210 Euro gesenkt, seine Einstufung bleibt aber weiterhin „Kaufen“. Die Autowerte würden derzeit rund 30 Prozent unter ihrer langjährigen Durchschnittsbewertung auf einem fundamental attraktiven Niveau notieren, so Raab. Die richtige Zeit, Autos zu kaufen sei dann, wenn niemand sie haben wolle, resümierte der Experte.
Gut möglich. Dennoch gibt es für VW derzeit Störfeuer von mehreren Seiten. Die letzten Zulassungszahlen fielen aufgrund des neuen Abgastestes WLTP richtig schwach aus. Hinzu kommt die erste Musterfeststellungsklage gegen VW. Experten zu Folge könnten sich zehntausende Dieselfahrer daran beteiligen. Das Instrument der Musterfeststellungsklage ist neu und tritt zum 1. November in Kraft.
Runderneuerung
Bei dem ganzen negativen Schlagzeilen ging zuletzt fast unter, dass der Konzern völlig umgekrempelt wird. Europas größter Autobauer wird in Zukunft mehr auf den Verkauf seiner Autos via Web setzen. Zudem soll der Online-Service umgebaut und das Thema Car-Sharing voran getrieben werden. Heißt: In Zukunft werden VW-Kunden eine sogenannte Kunden-ID bekommen. Auf diese Weise soll das bisherige Kerngeschäft um digitale Dienste wie Carsharing, Lade- und Abrechnungsdienste für E-Autos sowie E-Commerce-Angebote ausgebaut werden. Hinzu kommt: Autos können durch Handys mit Updates versorgt werden.
Abwarten
VW muss das Negativimage endlich abschütteln. Denn der Autobauer hat derzeit viele Probleme zu bewältigen. Das Diesel-Dilemma haben die Börsen wohl bereits abgehakt. Nicht aber die Schwierigkeiten, die der neue Abgastest WLTP mit sich bringt, noch die neuen CO2-Standrads ab 2030. Ergebnis waren sehr schwache Zulassungszahlen für den Monat September. Was die Aktie betrifft, so rät DER AKTIONÄR weiterhin dazu abzuwarten.