Der "Zukunftspakt" soll beim VW-Konzern die größte strukturelle Umwälzung seit vielen Jahren abfedern. Über Monate rangen Management und Betriebsrat um die Details - mit anfangs erheblichen Misstönen zwischen Volkswagen -Markenchef Herbert Diess und Arbeitnehmer-Vertreter Bernd Osterloh. Kern des Pakts ist es, Wege zu finden, um die gewinnschwache Kernmarke VW Pkw im Vergleich zu Konkurrenten in der Autoindustrie rentabler zu machen. Das muss der Vorstand mit Sicherheiten für die Belegschaft ausbalancieren, deren Stimme bei Europas größtem Autobauer traditionell stark ist.
Wie viele Jobs fallen weg?
Bis zu 23 000 Jobs werden an den deutschen VW-Standorten bis zum Jahr 2025 gestrichen, bis zu 30 000 weltweit. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Dafür soll versucht werden, einen Teil der wegfallenden Arbeit mit Alterszeit-Modellen aufzufangen. Zudem werden 9000 Stellen etwa für Software-Entwickler geschaffen - per Saldo verringert sich der Abbau in Deutschland so auf 14 000 Arbeitsplätze.
Verbrenner verschwinden
Hinzu kommen Beschäftigungsgarantien bis Ende 2025. Der genaue Umfang der Kürzungen ist aus heutiger Sicht noch unklar - ebenso die Verteilung auf die Standorte. Viele Leiharbeitnehmer müssen gehen.
In dem Pakt spiegelt sich auch der nötige Umbau von Volkswagen in Richtung Elektromobilität, Digitalisierung und Dienstleistungen wider. Er ist mit Blick darauf vorrangig eine Regelung für die sechs westdeutschen VW-Werke (Wolfsburg, Emden, Hannover, Salzgitter, Braunschweig, Kassel) sowie VW in Sachsen. Es geht um die künftigen Schwerpunktaufgaben der Standorte - etwa im Motorenwerk Salzgitter, das mit der E-Mobilität neuer Formen von Beschäftigung hinzugewinnen, unterm Strich jedoch Arbeit an Verbrennungsmotoren verlieren dürfte.
Mit Daimler und BMW an Bord
Noch führt das Elektroauto ein Schattendasein, es ist ein Nischenprodukt. Durch den Diesel-Skandal gewinnt das E-Auto aber mehr und mehr an Bedeutung. Viele Hersteller rüsten sich für den Umbruch und stecken Milliarden in die Entwicklung von Elektroautos und Mobilitätsdiensten. Daimler macht hier einen guten Job. Auch BMW führt seine vor Jahren eingeschlagene Strategie endlich fort.
VW hinkt hier der Konkurrenz weit hinterher. Der neue E-Golf kommt erst 2017. Ob das Modell dann der große Renner werden wird, darf bezweifelt werden. Die Stromer sind einfach - noch - zu teuer. Beispiel? Der Golf als Diesel kostet zum Beispiel rund 23.000 Euro. Als E-Modell muss man dafür satte 35.000 Euro auf den Tisch legen.
Wichtiger Widerstand voraus
Fakt ist: Die VW-Aktie hat sich wieder erholt. Wichtig wäre, dass das Papier den horizontalen Widerstand bei 128,94 Euro knackt. Dann lautet das nächste Etappenziel 138 Euro. Auch wenn VW in punkto Digitalisierung, Mobilität und vor allem was die Elektromobilität betrifft noch viel aufzuholen hat, hält DER AKTIONÄR Kurse um 150 Euro für machbar. In den nächsten Tagen könnte esan der Börse aufgrund des anstehenden Italien-Referendums allerdings durchaus sehr volatil zugehen. Stoppkurs: 105 Euro.