Wegen des inzwischen beigelegten Streites mit zwei Zulieferern über fehlende Bauteile sind bei Volkswagen mehr als 20.000 Autos nicht vom Band gelaufen. Allein im Stammwerk Wolfsburg seien rund 10.000 Golf nicht produziert worden, berichtet die "Welt am Sonntag" ohne Angabe von Quellen. Unter dem Strich seien rund 22 000 Autos von Golf und Passat nicht gebaut worden. Experten zufolge dürfte der Lieferstopp Europas größten Autobauer weit mehr als 100 Millionen Euro kosten, berichtet die Zeitung weiter. Ein VW -Sprecher wollte am Wochenende auf dpa-Anfrage weder über Kosten noch über die Anzahl nicht gebauter Autos Auskunft geben.
Streit legte die Produktion lahm
Nicht gelieferte Getriebe-Gussteile und Sitzbezüge der zur Prevent-Gruppe gehörenden sächsischen Zulieferer ES Automobilguss und Car Trim hatten den Takt in den VW-Fabriken durcheinandergewirbelt. In Emden, Wolfsburg, Zwickau, Kassel, Salzgitter und Braunschweig konnten 27 700 Menschen nicht so arbeiten wie geplant. Inzwischen steuert der Autobauer Volkswagen wieder zurück zur Normalität. Die Produktion dürfte schon an diesem Montag wieder regulär laufen, hieß es am Mittwoch aus dem Konzern. Nach Worten von Geschäftsführer Alexander Gerstung produziert ES in drei Schichten. "Von unserer Seite wird alles getan, damit VW die Produktion wieder starten kann", sagte er der "Bild am Sonntag"-
Eng getaktet
VW hatte sich heftig mit den Zulieferern gestritten. Von Anfang August an hatten die zwei Teilehersteller nicht mehr ausgeliefert. Da die Branche mit extrem eng getakteten Lieferketten arbeitet, waren die Folgen schnell drastisch. Das Werk für den VW-Passat in Emden stand zuerst still, dann legten die fehlenden Getriebeteile die Produktion des Kernmodells Golf im Wolfsburger Stammwerk lahm. Schließlich zog sich der Kreis auch zum Schwesterwerk Zwickau, das den Golf und Passat baut. Die Komponentenwerke Salzgitter (Motoren), Kassel (Getriebe- und Abgasanlagen) und Braunschweig (Fahrwerk- sowie Kunststoffteile) betraf es schließlich auch.
Aktie macht wieder Boden gut
DER AKTIONÄR bleibt für die VW-Aktie optimistisch. Kurz nach der Einigung mit den Zulieferern hat das Papier wieder Boden gut gemacht. Was die Abgas-Affäre betrifft, sollten sich Anleger sicherlich in den nächsten Wochen noch auf eine gewisse Begleitmusik einstellen. Dennoch: DER AKTIONÄR geht davon aus, dass der Worst-Case im Zuge der Diesel-Affäre bereits vor mehreren Wochen eingepreist wurde, als die VW-Aktie unter die Marke von 100 Euro abtauchte. Letztendlich wird VW mit einem blauen Auge davon kommen. Wichtigster Eckpfeiler war der 15,3 Milliarden Dollar Vergleich mit hunderten geschädigten Diesel-Besitzern.
Die Aktie konnte vor kurzem wieder die 120-Euro-Marke zurück erobern. Auf Sicht von zwölf Monaten hat das Papier ein äußerst interessantes Chance-Risiko-Verhältnis. Nächstes Kursziel in einem freundlichen Marktumfeld ist die Marke von 138 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX).