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VW: 540.000 Autos brauchen mehr als nur eine neue Software – wie reagieren Anleger?

VW: 540.000 Autos brauchen mehr als nur eine neue Software – wie reagieren Anleger?
Foto: Börsenmedien AG
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Jochen Kauper 09.11.2015 Jochen Kauper

Bei über einer halben Million Diesel-Fahrzeugen wird Volkswagen die Abgas-Manipulationen nicht allein mit einem einfachen Software-Update abstellen können. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gehe davon aus, dass bei rund 540.000 Autos größere technische Änderungen durchgeführt werden müssten. Dies teilte am Montag das Bundesverkehrsministerium in Berlin mit. Details wurden zunächst nicht bekannt. Die Bedingungen für Änderungen an der Hardware - dazu könnten etwa Eingriffe am Motor und am Katalysator zählen - sollen die betroffenen Kunden von VW erfahren.

Rückruf beginnt 2016

Hintergrund ist der vom KBA angeordnete verbindliche Rückruf für insgesamt 2,4 Millionen Wagen, der Anfang 2016 beginnen soll. Dabei geht es um verschiedene Motoren- und Fahrzeugmodelle. Um welche es sich bei den rund 540 000 Fahrzeugen genau handelt, war zunächst nicht bekannt. VW hatte bereits mitgeteilt, dass für Autos mit 2,0 Litern Hubraum reine Software-Lösungen ausreichen sollen. Bei anderen Modellen seien darüber hinaus Anpassungen in der Motortechnik nötig - also Änderungen nicht nur an der Programmierung.
Nach dpa-Informationen sind europaweit rund drei Millionen Fahrzeuge mit dem betroffenen 1,6-Liter-Diesel unterwegs. Auf die größere Variante mit 2,0 Litern Hubraum entfallen etwa 4,6 Millionen Fahrzeuge, 340 000 haben den kleinen Motor mit 1,2 Litern. Zusätzlich zu diesen insgesamt rund acht Millionen Wagen mit Euro-5-Norm ruft VW freiwillig 500 000 Diesel zurück, die nur Euro 3 und Euro 4 erfüllen.

Aufsichtsrat tagt

Mitte Oktober hatte das KBA Volkswagen zu der zunächst als freiwillig geplanten Rückrufaktion verpflichtet. Laut Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) dürfte sie sich bis zum Jahresende 2016 hinziehen. Ungeachtet der neuen Zahlen aus Berlin traf sich am Montag der Aufsichtsrat von Volkswagen auf dem Werksgelände in Wolfsburg zur weiteren Aufarbeitung der Abgas-Krise. Zuvor hatte sich am Morgen bereits das übergeordnete Präsidium zu Beratungen zusammengefunden.

Gutschein-Aktion

Als Reaktion auf die Gutschein-Aktion in den USA forderten Verbraucherschützer eine ähnliche Regelung für deutsche Kunden. "Das Unternehmen muss zu seiner Verantwortung stehen", sagte Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), der "Rheinischen Post". "Darum wären solche Gutscheine in Deutschland das Minimum, um die betroffenen Verbraucher zu entschädigen." Ähnlich äußerten sich die Grünen: "Wir brauchen einen größeren und besseren Schadenersatz für die Verbraucher", sagte Parteichefin Simone Peter. Im Gegensatz zu VW selbst hat der Abgas-Skandal aufseiten der Autozulieferer bislang noch keine negativen Konsequenzen. "Wir sehen da keine Veränderung in den letzten acht Wochen", sagte Continental -Finanzvorstand Wolfgang Schäfer der dpa. "Weder in den USA noch in Europa sehen wir eine Verschiebung von Diesel hin zu Benziner oder einen stärkeren Rückgang im Dieselmarkt." Schäfer gab aber gleichzeitig zu bedenken, dass es derzeit noch zu früh sei für Aussagen zu mittelfristigen Folgen.

Schwerste Krise für VW

 Seit Mitte September ist Europas größter Autobauer in der schwersten Krise der Unternehmensgeschichte. Den Wolfsburgern drohen wegen der Manipulationen Milliardenkosten und strafrechtliche Ermittlungen.
Der Skandal hatte sich in der vorigen Woche noch ausgeweitet: VW teilte mit, dass es auch beim Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid (CO2) "Unregelmäßigkeiten" gab. Bisher legte Europas größter Autokonzern 6,7 Milliarden Euro für das Stickoxid-Problem zurück. Die "wirtschaftlichen Risiken" des hinzugekommenen CO2-Problems wurden zunächst auf weitere 2 Milliarden Euro geschätzt.

Wie reagiert die Aktie?

Es wird in den nächsten Wochen sicherlich noch jede Menge Meldungen zum VW-Abgas-Skandal geben. Anleger sollten sich davon dann allerdings nicht mehr aus der Ruhe bringen lassen. Die 40, 50 oder 100 Milliarden Euro, die VW angeblich bezahlen wird, ignorieren Anleger ebenfalls. So hoch wird der Schaden nicht ausfallen. Hier sollte man die Kirche im Dorf lassen. Es bleibt dabei: Die hohe Volatilität sollte die VW-Aktie noch mehrere Monate begleiten. Gut möglich, dass der Worst-Case größtenteils eingepreist ist. Der große Abgabedruck hat jedenfalls zuletzt nachgelassen.

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