Der Autobauer Volkswagen stellt sich nach der bundesweit ersten Musterfeststellungsklage im Diesel-Skandal auf einen langwierigen Prozess ein. Das Unternehmen rechne mit einer Verfahrensdauer von mindestens vier Jahren, sagte ein VW -Sprecher am Freitag. VW geht davon aus, dass rund zwei Jahre vor dem Oberlandesgericht Braunschweig und danach zwei weitere Jahre vor dem Bundesgerichtshof verhandelt wird. Das OLG hatte kürzlich den 30. September als Starttermin für die Verhandlung bekanntgegeben.
Stellvertretend für die Dieselfahrer hatte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) im November die erste Möglichkeit für eine solche Klage in Deutschland genutzt. Nach VW-Angaben haben sich mittlerweile rund 420.000 Verbraucher der Klage angeschlossen. Mit dem neuen Instrument können Verbraucherschützer stellvertretend für viele Betroffene gegen Unternehmen klagen. Die Verbraucher selbst tragen dabei zunächst kein finanzielles Risiko.
Ein mögliches rechtskräftiges Urteil kann aus Sicht von Volkswagen nur die Basis für eventuelle Einzelklagen sein. Eine Feststellung möglicher individueller Schadenersatzansprüche sieht VW deshalb nicht vor 2024. Die Rechtsposition des Konzerns bleibt indes gleich. "Aus unserer Sicht haben die Kunden keinen Schaden erlitten, da alle Autos im Verkehr genutzt werden können und sicher sind", sagte der VW-Sprecher. Die Klägerseite sieht das anders. Volkswagen habe betrogen und schulde geschädigten Verbrauchern dafür Schadenersatz, hatte vzbv-Vorstand Klaus Müller zur Begründung der Klage gesagt.
Volkswagen droht derweil auch eine Millionenklage in Saudi-Arabien. Ein ehemaliger Bentley-Vertragshändler hat laut einem Bericht der "Welt am Sonntag" Klage beim Handelsgericht von Jeddah gegen den Wolfsburger Konzern eingereicht. Das Unternehmen Al Ghassan Motors (AGM) von Scheich Ghassan A. Al Sulaiman mache mit seiner Klage einen Schaden von rund einer Milliarde saudischen Riyal (240 Millionen Euro) geltend, weil Bentley auf Anweisung von VW seine Zustimmung zu einem Einstieg eines weiteren Investors in das Geschäft des saudischen Händlers verweigert habe, heißt es.
Abstauberlimit platzieren
Die Aktie von VW ist zuletzt weiter unter Druck geraten und dabei auch unter die 200-Tage-Linie gerutscht. Die nächste starke Unterstützungszone liegt zwischen 138,10 Euro und 139,50 Euro. Ansonsten droht das Papier bis auf 133,50 Euro abzurutschen. Anleger können versuchen mit einem Abstauberlimit bei 133,90 Euro ein paar Stücke zu kaufen.
(Mit Material von dpa-AFX)