Der Druck in der Autobranche ist groß. So groß, dass sich auch die größten Autobauer sogar zu klein fühlen, um die Probleme der Industrie zu lösen. Die Investitionen in Elektromobilität, autonomes Fahren und neue Mobilitätsdiente werden Milliarden verschlingen. Volkswagen-Chef Herbert Diess spricht seit gut einem Jahr mit seinem Ford-Kollegen Jim Hackett über eine mögliche Zusammenarbeit auf verschiedenen Feldern, um die Kosten im Zaum zu halten.
Volkswagen und Ford werden in Zukunft enger zusammenarbeiten. Bislang haben beide eine Vereinbarung zur Kooperation bei leichten Nutzfahrzeugen und Pick-ups getroffen, um Hunderte Millionen Euro in der Entwicklung zu sparen. Doch wenn sich an diesem Donnerstag (11. Juli) der VW -Aufsichtsrat trifft, dann könnte es noch um deutlich mehr gehen.
„VW hat die Chance, mit den Transportern gemeinsam mit Ford in Scale Economies zu gehen. Der Transit bei Ford ist ein wichtiger Ertragsträger. Die Europa Zentrale und Entwicklung für Ford-Transporter ist in England und die Produktion in der Türkei. Für VW ist das sehr wichtig. VW Nutzfahrzeuge ist zu klein, um Scales nutzen zu können und die Produktionsstandorte in Deutschland sind mit zu hohen Kosten belastet. Also VW Transporter wird wettbewerbsfähig gemeinsam mit Ford und der VW-Transporter bekommt ein Ford-Gene“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
VW-Chef Diess und Ford-Unternehmenslenker Hackett haben sich die Möglichkeit offengelassen, auch in Sachen Elektromobilität und dem autonomen Fahren die Kräfte zu bündeln. Beide Felder fordern hohe Entwicklungsausgaben.
VW-Boss Diess kann Ford die für Elektroantriebe entwickelte Plattform MEB anbieten, eine technische Basis für den Bau von Elektroautos.
Es geht um viel Geld: Wie viel ist Ford der MEB wert? Wie teuer käme VW eine Beteiligung an Fords Autonom-Tochter Argo AI - und wollen die Wolfsburger überhaupt einsteigen? Diess will möglichst wenig Kapital zuschießen, auch weil der Konzern im längst nicht ausgestandenen Dieselskandal die Kassen schonen will. Doch Ford-Chef Hackett gilt als harter Verhandler.
„Autonomes Fahren ist eine sehr, sehr teure Technologie für die Zukunft. Man muß heute investieren, um vielleicht 2030 die ersten Umsätze damit zu machen. Ein hochgradiges Scale Business. Daher macht es für beide – Ford und VW – viel Sinn, gemeinsam das anzugehen. Vor ein paar Tagen hatte ja schon BMW und Daimler seine Kooperation auf dem Feld angekündigt“, sagt Dudenhöffer.
Die VW-Aktie hat sich in den letzten Tagen peu a peu nach oben gearbeitet. Dabei konnte der Autobauer mit guten News bei Anlegern und Analysten viele Pluspunkte sammeln.
Mit einem freundlichen Gesamtmarkt im Rücken hat das Papier die wichtige 200-Tage-Linie bei 146,90 Euro geknackt und damit ein Kaufsignal signalisiert. Diese gilt es in der aktuellen Konsolidierung zu verteidigen!
Fakt ist: VW macht derzeit vieles richtig. Der Autobauer ist der Konkurrenz etwas enteilt. Volkswagen hat neue Kooperationen eingefädelt und treibt die Elektrifizierung des Konzerns voran. Helfen werden dabei die Deals mit Amazon, Siemens, SK Innovation und vor allem mit Northvolt. Zusammen wird man eine eigene Batterieproduktion in Deutschland hochziehen, um die Abhängigkeit von den asiatischen Herstellern zu verringern.