Der VW-Konzern hat im dritten Quartal Umsatz und operatives Ergebnis gesteigert. Der Erlös der drei Monate bis Ende September kletterte auf Basis vorläufiger Zahlen um 12 Prozent auf rund 78,8 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Freitagabend mitteilte. Davon bleiben etwa 4,9 Milliarden Euro als operatives Ergebnis übrig. Im vergangenen Jahr hatte Volkswagen rund 4,2 Milliarden Euro als operativen Gewinn gemeldet. Die Analysten reagieren enttäuscht auf das Update des VW-Konzerns.
Für das laufende Jahr rechnet der Autobauer nur noch mit einem um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnis von rund 22,5 Milliarden Euro. Bislang hatte der Vorstand eine operative Marge von 7,5 bis 8,5 Prozent in Aussicht gestellt bei einem Umsatzwachstum von 10 bis 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als Grund nannte der Vorstand nicht mehr aufzuholende Effekte in Höhe von 2,5 Milliarden Euro.
An dem in Aussicht gestellten Erlösplus hält das Unternehmen weiterhin fest, ebenso wie an dem im Sommer gekappten Auslieferungsziel von 9 und 9,5 Millionen Fahrzeugen. Die vollständigen Zahlen will Volkswagen am 26. Oktober präsentieren.
Jefferies reagierte auf die vorläufigen Zahlen aktualisierte die Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 150 Euro. Das operative Ergebnis und die Marge des Autobauers hätten gleichwohl enttäuscht, schrieb Analyst Philippe Houchois in einer am Montag vorliegenden Studie. Die Effekte aus der Bewertung von Rohstoffsicherungsgeschäften beiseite gelassen, verdeutliche dies die Dringlichkeit der Sanierung der Kernmarke. Deren aktuelle Kennzahlen seien nicht tragfähig.
Die kanadische Bank RBC hat die Einstufung für die Volkswagen-Vorzüge (VW) nach Eckdaten zum dritten Quartal und einer aktualisierten Prognose auf "Outperform" mit einem Kursziel von 160 Euro belassen. Das operative Ergebnis des Autobauers sei hinter der Markterwartung zurückgeblieben, schrieb Analyst Tom Narayan. Höhere Produktionskosten sowie der Produktionsausfall eines Zulieferers in Slowenien nach einem Hochwasser dürften wohl dafür verantwortlich gewesen sein. Auch das neue Gewinnziel für das laufende Jahr habe enttäuscht. Dies impliziere, dass die operative Marge 2023 näher bei 7 Prozent und damit deutlich unter der ursprünglich angepeilten Spanne von 7,5 bis 8,5 Prozent liegen dürfte.
JPMorgan hat die Einstufung für die Volkswagen-Vorzüge nach den Eckdaten zum dritten Quartal und einer aktualisierten Prognose auf "Overweight" mit einem Kursziel von 193 Euro belassen. Die Marge des Autobauers sei etwas hinter der Markterwartung zurückgeblieben, schrieb Analyst Jose Asumendi in einer am Freitag vorliegenden Studie. Der neue Gewinnausblick für das laufende Jahr impliziere ein sehr starkes Schlussquartal. Ein solches habe VW bereits in den letzten Jahren hingelegt und auch dieses Mal dürfte das den Wolfsburgern gelingen.
Bearish gestimmt ist bereits seit längerem das Analysten-Team der UBS. Patrick Hummel sieht für die Aktie der Volkswagen AG ein Kursziel von 100 Euro.
"Der Konzern hat eine längere saure Gurkenzeit vor sich."
Auch Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sieht Volkswagen skeptisch. „Der Konzern hat eine längere saure Gurkenzeit vor sich“, sagt Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
160 Euro von Jefferies beziehungsweise 193 Euro von JPMorgan sind eine Ansage in der aktuellen Situation, in der sich Volkswagen befindet.
DER AKTIONÄR sieht derzeit keine positiven Anzeichen für steigende Kurse für VW.
Volkswagen hat in den letzten Monaten im wichtigsten Automarkt der Welt China Marktanteile verloren. Allen voran im wichtigen E-Mobility-Segment kommen die ID-Modelle bei den Konsumenten nicht an. Zu wenig innovativ, zu wenig Infotainment, mangelhafte Software. Hinzu kommt, dass die Konkurrenz im Mittelklasse-Segment mit Nio, BYD, Xpeng und Geely immer größer wird. Ein echter Game-Changer aus Sicht des VW-Konzerns ist nicht in Sicht.
Anleger sollten eine klare Aufhellung des Chartbilds abwarten. Dies tritt erst ein, sobald die 50-Tage-Linie dar, die bei 109,89 Euro verläuft, genommen wird. Für den langfristigen Trend entscheidend ist die wichtige 200-Tage-Linie, die bei 121,12 Euro verläuft.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..