Die Corona-Krise hat Volkswagen nach Einschätzung von Betriebsratschef Bernd Osterloh wohl auch 2021 im Griff. Die derzeitigen Versorgungsengpässe bei Zulieferern zeige, wie heikel die Lage sei, sagte er in einem Interview mit der dpa. Dennoch: Anfang 2021 erfolgt der Verkaufsstart für Volkswagens zweites Elektromodell, den ID.4
"Wir haben ein gravierendes Problem", so Osterloh zu Lieferproblemen bei Halbleitern für Elektronik-Teile. "Wir können das Auto dann nicht bauen. Kurzfristige Lieferalternativen gibt es nicht." Coronabedingte Personalausfälle bei einem Sitzzulieferer seien ebenfalls kritisch – und "dass Händler in einigen EU-Ländern wieder geschlossen haben".
Ein mittelfristiger Engpass könnten die nötigen Batteriezell-Kapazitäten werden.
Auch Autozulieferer müssten hier investieren, forderte Osterloh. Und im Ladenetz-Ausbau müsse die Energiebranche ihren Beitrag leisten.
Zukunftsthemen "anpacken"
Zudem muss VW die Zukunftsthemen der nächsten Jahre anpacken – die schwierige Balance zwischen Investitionen und Sparzielen löst immer wieder auch Konflikte mit Vorstandschef Herbert Diess aus.
Mehrmarkenmodell "Aeroliner"
Ein zentrales Projekt der nächsten Jahre wird die Entwicklung und Fertigung eines neuen Elektro-Volumenmodells mit dem Arbeitstitel "Aeroliner" im Stammwerk. "Bei dem Fahrzeug soll die neueste, von uns in Eigenleistung entwickelte Software-Generation eingesetzt werden, die ab 2025 anläuft", erklärte Osterloh. "Und der Aeroliner könnte ein Mehrmarken-Modell werden in einer deutlich sechsstelligen Stückzahl pro Jahr - alle in Wolfsburg gebaut."
VW will Eigenanteil an Software in den Autos erhöhen
Die Digitalisierung in der Autoindustrie dürfe sich zudem nicht nur auf die Autos beschränken – das neue Vorstandsressort für IT und Software solle daher auch IT-Plattformen untereinander effizient verschränken. Es gebe schon Vorschläge zur Besetzung, sagte Osterloh: "Ich rechne fest mit einer Vorständin." Bei der Software in den Fahrzeugen soll der Anteil eigener Programmierung und Wertschöpfung stark steigen.
ID.4 kommt Anfang 2021
Dennoch: Anfang 2021 wird Volkswagen sein zweites Elektromodell, den ID.4 ausrollen. Der Verkauf des Kompakt-SUV ID.4 sei in Deutschland und mehreren Ländern Europas ab Januar geplant, sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh der Deutschen Presse-Agentur.
Es bleibt dabei: Trotz Engpässen bei den Zulieferern, trotz lahmender Autokonjunktur in Europa: Volkswagen geht in die richtige Richtung. Der Automobil-Hersteller investiert massiv in E-Mobility und Software.
Zuletzt hat Goldman-Sachs Analyst-Georg Galliers sein Kursziel für die VW-Aktie von 181 Euro bekräftigt. Auf dieses Niveau könnte die VW-Aktie bald klettern. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Papier endlich nachhaltig den Widerstand bei 156,30 Euro vom 24.November aus dem Weg räumt.