Der Autokonzern VW sieht sich nach einem Pflichtrückruf mit Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig ausgesetzt. Der größte deutsche Autobauer soll tausende PKWs, die nicht der Serienzulassung entsprachen, verkauft haben. Der VW-Aktie können diese Negativ-Schlagzeilen kaum etwas anhaben, im Fokus steht jetzt die 200-Tage-Linie.
Das darf nicht passieren. VW hat nach internen Überprüfungen festgestellt, dass der Konzern im Zeitraum 2006 bis 2018 rund 6.700 mangelhafte PKWs an Kunden verkauft haben soll. Die Autos, die verkauft wurden, entsprachen laut Konzernangaben nicht dem serienmäßigen Zustand.
Ganze Palette an Modellen betroffen
Es ist davon auszugehen, dass die PKWs aus der laufenden Serienfertigung oder Vorserie mit noch nicht freigegebenen Teilen ausgestattet worden sind. Ob dieser Fehler nachträglich ausgebessert wurde, lässt sich jedoch aufgrund schlampiger Dokumentation seitens des Konzerns nicht zweifelsfrei dokumentieren.
Betroffen ist eine ganze Bandbreite an PKWs der Marke VW. Das Bundesverkehrsministerium teilte mit, dass es sich beim Autobauer um einen Pflichtrückruf handle, da die PKWs des Konzerns „unzulässig in den Verkehr gekommen [seien]“.
In Wolfsburg versucht man den peinlichen Fehler mit dem Verweis auf die versäumte Dokumentation herunterzuspielen. Dem Konzern seien auch keinerlei Unfälle oder andere Probleme mit diesen Fahrezugen bekannt. Das Verkehrsministerium prüft nach Medienberichten ein Bußgeldverfahren gegen den Autokonzern.
90-Tage-Linie geknackt
Trotz der Negativ-Schlagzeilen konnte sich die VW-Aktie in den vergangenen Tagen mit grünen Vorzeichen behaupten. Charttechnisch konnten die Anteilsscheine der Wolfsburger zuletzt eine wichtige Hürde nehmen – die 90-Tage-Linie. Die Überwindung der Marke bei 142,79 Euro generierte ein Kaufsignal. Die nächste Hürde ist die 200-Tage-Linie bei 151,38 Euro. Im Anschluss wäre der Weg Richtung 160/165 Euro frei. Nach unten liegt die nächste starke Unterstützung der Aktie bei 140,00 Euro.
Auf Jahressicht wäre eine Kehrtwende mehr als wünschenswert. Seit Januar haben die Papiere des Autokonzerns ein Minus von rund 17 Prozent zu verantworten. Handelsstreit, Abgasskandal und Rückrufaktionen prägen das Chartbild der Aktie. Dennoch gab es am Dienstag positive Nachrichten hinsichtlich der chinesischen Einfuhrzölle auf ausländische PKWs. VW-Aktionäre blicken weiter gespannt auf die Entwicklungen im derzeitigen Kräftemessen zwischen den USA und China.