Die Angst vor US-Strafzöllen ist groß bei den Anlegern europäischer Autoaktien. Präsident Trump gab am Mittwoch offen zu, dass Zölle durchaus in Frage kommen. Volkswagen-Chef Herbert Diess bezieht in einem Interview nun klar Stellung und lässt durchblicken, welche finanziellen Auswirkungen Strafzölle auf den VW-Konzern haben könnten.
Im Interview mit der Financial Times stellt sich Volkswagen-Chef Herbert Diess den Fragen der Journalisten. Im Fokus des Gesprächs standen die neuesten Entwicklungen in Sachen Strafzöllen seitens der US-Regierung. Bis zu 25 Prozent an Einfuhrzöllen könnten die Vereinigten Staaten auf Auto-Einfuhren verhängen.
Belastungen in Milliardenhöhe
Die Londoner Investmentberater der Evercore ISI schätzte im Vorfeld des Interviews die Belastungen für den VW-Konzern auf mehr als 2,5 Milliarden Euro. VW-Chef Diess kommentierte die Prognose mit den Worten, dass diese Zahl im schlimmsten Falle sehr nah an die tatsächliche Belastung herankommen würde.
Volkswagen müsste somit die höchsten Einbußen aller deutschen Autohersteller verkraften. Daimler würde laut den Investmentberatern auf Einbußen von rund zwei Milliarden Euro kommen – BMW auf 1,7 Milliarden Euro. Aber es sind nicht nur die finanziellen Belastungen, die den VW-Chef beschäftigen.
Die Handelsstreitigkeiten haben auch eine gewisse „politische Instabilität“ geschaffen, so Diess. Des Weiteren beunruhigen den VW-Manager die Unsicherheiten in Sachen Brexit. Auch wenn bei einem harten Austritt Großbritanniens die Autoverkäufe nicht völlig zum Stillstand kommen würden, wären die Rückgänge deutlich spürbar.
Aktie weiter in Seitwärtsbewegung
Die Lage in der Automobilbranche bleibt weiter angespannt. Die möglichen Milliardeneinbußen durch Strafzölle, die VW-Chef Diess indirekt in Aussicht stellt, belasten. Die 2,5 Milliarden Euro würden rund 13 Prozent des prognostizierten Gewinns des Volkswagen-Konzerns ausmachen. Keine rosigen Aussichten – auch nicht für die Aktionäre.
Das Chart-Bild der VW-Aktie ist weiter eingetrübt. Nach erheblichen Kursverlusten im Jahr 2018 bewegen sich die Anteilsscheine weiterhin in einer Seitwärstbewegung zwischen 130,00 Euro und 155,00 Euro. Zuletzt gelang es der VW-Aktie in Folge eines freundlichen Marktumfeldes die 200-Tage-Linie zu überwinden. Dennoch sollten Anleger aufgrund der derzeitig angespannten Lage bei den Handelsstreitigkeiten die VW-Aktie meiden. Das Risiko vor Strafzöllen ist einfach zu hoch.