Volkswagen hat in der Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselautos in China einen Rückruf angekündigt. Die Aktion betrifft allerdings nur wenige Modelle, weil die Diesel-Technologie im Reich der Mitte bisher kaum verbreitet ist. Es geht um 1.946 Tiguan, die alle importiert wurden, wie der Autobauer am Montag mitteilte. Chinas Aufsichtsbehörden zeigten sich "sehr besorgt" über den Abgas-Skandal. Während der Wolfsburger Konzern eine förmliche Entschuldigung aussprach, teilte die staatliche Qualitätsaufsicht in Peking mit, sich weitere Schritte je nach Entwicklung vorzubehalten. VW produziert auf seinem größten Absatzmarkt keine Dieselautos, die auf Chinas Straßen auch keine größere Rolle spielen. "Volkswagen möchte sich aufrichtig für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die unseren Kunden entstehen", hieß es in der VW-Pressemitteilung. Das Unternehmen werde "alles Menschenmögliche tun", um das Vertrauen zurückzugewinnen.
Die Kunden werden vorerst nur informiert, während Volkswagen den chinesischen Behörden noch eine technische Lösung vorlegen muss, wie genau das Problem behoben werden soll. Weltweit geht es um etwa elf Millionen Autos des Konzerns, in denen Software bei Abgastests niedrigere Schadstoffwerte als im Normalbetrieb vorschwindelt. Der neue VW-Vorstandschef Matthias Müller geht davon aus, dass die Rückrufe im Januar 2016 beginnen können.
Auf dem Prüfstand
VW hat bereits den Sparkurs auf den Prüfstand gestellt. Wichtige Investitionen werden nun neu bewertet. Dabei muss laut Betriebsratschef Bernd Osterloh eine faire Balance zwischen Belegschaft und Management gewahrt bleiben - darüber sei er sich mit Müller einig. "Wir erwarten, dass der Vorstand jeden Einschnitt, den er bei der Belegschaft vornimmt, in gleicher Relation sich selbst abverlangt", sagte Osterloh der "Bild am Sonntag". Diese allgemeine Linie habe allerdings nichts mit Forderungen etwa nach der Abschaffung kostenloser Heimflüge von Managern zu tun.
Bernstein sagt 200 Euro
Trotz der ganzen Querelen derzeit hat das US-Analysehaus Bernstein Research die Einstufung für Volkswagen Vorzugsaktien nach einer Anhörung des US-Chefs Michael Horn vor dem Kongress auf "Outperform" mit einem Kursziel von 200 Euro belassen. Im Fokus stehe allerdings die Entwicklung des Diesel-Skandals in Europa, schrieb Analyst Max Warburton. Hier seien die Strafen zwar nicht so hoch, aber die Wolfsburger hätten dafür weitaus mehr Diesel-Fahrzeuge verkauft. Seine bisherige Einschätzung, dass es hier keine Manipulationen gegeben habe, scheine sich nach Presseberichten wohl als nicht zutreffend zu erweisen. Warburton glaubt aber insgesamt weiter an die Stärken von VW.
Aktie bleibt spannend
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