Der kriselnde Volkswagen-Konzern hat im dritten Quartal wie erwartet einen herben Gewinneinbruch erlitten. Ein schwaches Branchenumfeld mit weniger Fahrzeugverkäufen sowie der angestoßene Kapazitäts- und Stellenabbau im Konzern sorgten für eine Milliardenbelastung. Der Konzerngewinn nach Steuern sackte um 64 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro ab. Der Umsatz fiel dagegen nur um ein halbes Prozent auf 78,5 Milliarden Euro.
Analysten hatten im Vorfeld der Zahlen einen Umsatz in Höhe von 75,3 Milliarden Euro erwartet - knapp 5 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr. Das operative Ergebnis schätzten die Experten auf 3,44 Milliarden Euro. Minus 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert.
Die Kernmarke VW Pkw machte zwar im dritten Quartal mit 21,3 Milliarden Euro mehr Umsatz als ein Jahr zuvor, der operative Gewinn fiel jedoch um knapp 23 Prozent auf 375 Millionen Euro. Die entsprechende Umsatzrendite rutschte im Jahresvergleich von 2,4 auf 1,8 Prozent, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.
Das dritte Quartal sei geprägt gewesen von Restrukturierungslasten, schrieb JPMorgan-Analyst Jose Asumendi in einer ersten Reaktion auf die Zahlen. Der Barmittelzufluss aus dem Autogeschäft sei aber stark gewesen und die Liquidität bleibe hoch. Asumendi hat die Einstufung für Volkswagen mit einem Kursziel von 128 Euro auf "Neutral" belassen.
Das dritte Quartal sei wie nach der Gewinnwarnung vom September zu vermuten gewesen, schrieb Analyst Tom Narayan von der kanadische Bank RBC. Sein Kursziel für die Aktie lautet 102 Euro.
Stifel-Analyst Daniel Schwarz erwartet in den nächsten Tagen harte Verhandlungen des Konzerns mit der Arbeitnehmerseite. Für die Anleger seien die Kosteneinschnitte aber positiv. Schwache Resultate im dritten Quartal würden vom Markt angesichts der Gespräche mit den Gewerkschaften wohl nicht negativ gewertet werden.
"Die Ergebnisse des dritten Quartals zeigen, dass es zur geplanten VW-Restrukturierung in Deutschland keine Alternative gibt", sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut.
Trotz der schlechten Zahlen drehte die VW-Aktie im Handelsverlauf von 86,12 Euro im Tief auf 91,42 Euro nach oben. Aktuell notiert das Papier sogar 2,5 Prozent im Plus. Sind alle negativen Nachrichten auf dem Tisch? Wohl kaum.
Im wichtigsten Automarkt der Welt China verliert Volkswagen mehr und mehr an Boden gegenüber den neuen Herausforderern BYD, Nio, Xiaomi oder Xpeng. Im Reich der Mitte ist VW mit seinen ID.Modellen nicht konkurrenzfähig. Neue Elektroautos, die durch die Kooperation mit Xpeng in China ausgerollt werden, sollen erst 2026 kommen. Die üppigen Gewinne im Reich der Mitte, mit welchen die Probleme und mickrigen Marge innerhalb der Kernmarke kaschiert werden konnte, sind Vergangenheit. Alle Augen sind nun auf die anstehende Restrukturierung gerichtet.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz.