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Vectron-Vorstand im AKTIONÄR-Gespräch: „Wechsel hat nichts mit der Strategie oder dem Zustand des Unternehmens zu tun - müssen jetzt aber zeitnah liefern“

Vectron-Vorstand im AKTIONÄR-Gespräch: „Wechsel hat nichts mit der Strategie oder dem Zustand des Unternehmens zu tun - müssen jetzt aber zeitnah liefern“
Foto: Börsenmedien AG
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Michael Schröder 08.07.2018 Michael Schröder

Überraschende Personalie bei Vectron Systems: Das Unternehmen trennte sich am Freitag von Vorstandschef Oliver Kaltner. Vectron-Mitgründer und Ex-CEO Thomas Stümmler wechselt dagegen mit sofortiger Wirkung zurück in den Vorstand. Grund für die Aufhebung sind unterschiedliche Auffassungen über die Umsetzung der Strategie. An der Börse reagierten die Investoren geschockt und witterten tiefgreifende Probleme beim Kassenspezialisten. Die Aktie verlor deutlich an Boden.

DER AKTIONÄR sprach mit Thomas Stümmler über die Beweggründe für den plötzlichen Wechsel im Management, möglich Auswirkungen auf das operative Geschäft und die künftige Unternehmensstrategie.

DER AKTIONÄR: Herr Stümmler, wieso ist Oliver Kaltner nicht mehr CEO der Vectron Systems AG?

Thomas Stümmler:Oliver Kaltner bringt sicher herausragende Fähigkeiten mit. Wir mussten allerdings feststellen, dass er für die Besetzung des Vorstands nicht der richtige Mann war. Es gab unterschiedliche Auffassungen über die Umsetzung der gemeinsam eingeschlagenen Strategie.

Was heißt das konkret? Ändert sich jetzt die Strategie?

Nein, auf keinen Fall. Es gab hinsichtlich der Strategie keinerlei Diskussionen um die Inhalte, sondern lediglich über die Umsetzung.

Was heißt das genau?

Der eingeschlagene Weg ermöglicht es uns, mit den ersten digitalen Kooperationen deutlich höhere Einnahmen zu generieren. Wir müssen jetzt zeitnah liefern, das ist uns bewusst. Durch die positive Resonanz auf die Kooperation mit Coca-Cola war die Nachfrage von Seiten der Industrie so groß, dass wir zeitgleich zu viele Projekte angeschoben haben. Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, die wichtigsten endlich über die Ziellinie zu bringen. Dann bin ich mir sicher, dass wir das Vertrauen der Aktionäre zurückgewinnen.

Wann kann der Markt mit entsprechenden Ergebnissen rechnen?

In der Vergangenheit wurden zeitliche Versprechen nicht immer eingehalten, daher bin ich mit konkreten Terminen vorsichtig. Einige Verhandlungen sind aber bereits so weit fortgeschritten, dass ich optimistisch bin, bald Ergebnisse liefern zu können.

Wird sich die Verzögerung bei den Abschlüssen negativ auf die Zahlen 2018 auswirken?

Wir haben immer schon gesagt, dass 2018 ein Übergangsjahr werden wird. Das liegt aber nicht an den fehlenden Abschlüssen, auch wenn wir hier schon gerne weiter wären, sondern an am deutschen Gesetzgeber. Bis zum 01. Januar 2020 müssen alle Kassen mit einer Technischen Sicherheitseinrichtung, dem sogenannten Fiskalspeicher, ausgerüstet werden. Da wird mit rund 30 Prozent Marktanteil im Food & Beverage-Segment deutlicher Marktführer sind, rechnen wir im kommenden Jahr mit einer überproportionalen Nachfrage. Erfahrungen aus anderen Ländern, die ähnliche Gesetzesvorgaben bereits umgesetzt haben, stützen diese Annahme.

Ihre Aktie hat nach der Meldung über den Vorstandswechsel dramatisch an Wert verloren. Was raten Sie Ihren Aktionären?

Einen konkreten Rat darf ich schon aus rechtlichen Gründen nicht geben. Ich als Großaktionär bin ebenfalls unglücklich darüber, dass der Kurs so unter Druck geraten ist. Mit dem Vorstandswechsel kommen natürlich Spekulationen auf. Der Wechsel hat aber wie schon gesagt, nichts mit der Strategie oder dem Zustand des Unternehmens zu tun. Wir haben lediglich bei der Wahl des Managers die falsche Entscheidung getroffen und es hat in der Zusammenarbeit nicht gepasst. Das ist kein ungewöhnlicher Vorfall. Wir sind nicht die ersten und werden auch nicht die letzten sein, denen das passiert. In den Vorstandswechsel sollte man daher nichts reininterpretieren. Wir arbeiten von unserer Seite aus mit Hochdruck daran, die jetzt aufgekommenen Unsicherheiten zu beseitigen.

Einschätzung: Mit dem Top-Manager Kaltner sollte bei Vectron das große Rad geschwungen werden, doch auf die vollmundigen Ankündigungen folgten bisher keine Taten oder Projektabschlüsse. Stümmler hat die Notbremse gezogen und muss nun selber liefern. Das Potenzial ist vorhanden. Kann der Vorstand in den kommenden Wochen tatsächlich erste Deals zur Unterschrift bringen, dann sollte das Vertrauen der Investoren wieder steigen – und damit auch der Aktienkurs.

Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.

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