James Bullard, der Präsident der US-Notenbank in St. Louis, hat am Montag frühere Aussagen wiederholt, wonach die Marktteilnehmer die Risiken für die Wirtschaft und für weiter steigende Zinsanhebungen falsch einschätzten. Die Fed werde ihren Zinsanhebungszyklus wohl bis ins Jahr 2023 hinein fortsetzen und könnte dabei ihre Aggressivität beibehalten.
Wie der Finanzdienst Bloomberg berichtet, tätigte der Fed-Offizielle und Vertreter des Offenmarktausschusses (FOMC) seine Aussagen während einer Online-Veranstaltung. Im Wesentlichen habe Bullard seine frühere Einschätzung der Situation wiederholt. Demnach sieht er die Fed in der Pflicht, an ihrer aggressiven Strategie zur Bekämpfung der hohen Inflation festzuhalten. Dass diese im Griff sei, sehe er nicht. Die Währungshüter müssten demnach die Leitzinsen auf 5-7 Prozent anheben, um den Forderungen des Gesetzgebers nach Preisstabilität nachkommen zu können.
Wie Bullard hatten sich zuletzt einige Volkswirte und auch andere Vertreter der Notenbank skeptisch geäußert, ob die bisherigen Zinsanhebungen die Inflationsdynamik nachhaltig gedämpft haben. Die Fed hat 2022 bislang fünf Mal ihre Leitzinsen erhöht, die letzten vier Mal jeweils um 0,75 Prozent.
Die Inflation in den USA ist auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren, zuletzt waren die Zuwachsraten jedoch etwas weniger stark ausgefallen und hatten die Hoffnung unter den Investoren geschürt, dass es Jerome Powell in den kommenden Monaten "ruhiger" bei den Zinsanhebungen angehen lassen könnte.
Diese Einschätzung hatte zuletzt für deutliche Kursgewinne an den New Yorker Aktienmärkten geführt. So stieg der Dow Jones von seinem Korrekturtief Mitte Oktober bei 28.660 Zähler auf jüngst 34.350 Punkte. Der S&P 500 Index entwickelte sich im selben Zeitraum 3.491 Zähler auf in der Spitze 4.034 Punkte.
Die Aussagen Bullards sind nicht neu, zeigen jedoch die anhaltende Skepsis des Top-Bankers zum Stand der Inflationsbekämpfung in den USA. Sollten sich in den kommenden Tagen weitere hochrangige Währungshüter ähnlich äußern, könnte das von der Wall Street im Vorfeld der nächsten Fed-Sitzung Mitte Dezember negativ interpretiert werden und die Nervosität am Aktienmarkt steigen lassen.