Der angeschlagene Pharma- und Chemiekonzern will laut Medienberichten mit einem Konzernumbau die Anleger beruhigen. Nachdem die Leverkusener sich mit dem Monsanto-Deal ordentlich verhoben haben, sollen es nun Kosteneinsparungen, Stellenkürzungen sowie der mögliche Verkauf einiger Marken richten. Ob diese Maßnahmen die Bayer-Aktie nachhaltig beflügeln wird, bleibt fraglich – die Papiere des Konzerns stehen mit einem Kursverlust von knapp 40 Prozent in den vergangenen Monaten deutlich unter Beschuss.
UPDATE - Bayer streicht 12.000 Stellen
Wie Bayer am Donnerstagnachmittag mitteilt, kommt es zu erheblichen Stellenstreichungen. Weltweit werde der Konzern rund 12.000 Stellen streichen. Ein "signifikanter Teil" wird dem Unternehmen zufolge auch in Deutschland abgebaut. Die Bayer-Aktie gerät infolge der Eilmeldung deutlich unter Druck und verliert knapp zwei Prozentpunkte.
In der ad-hoc-Mitteilung gibt Bayer zudem den Verkauf der Tiermedizin-Sparte bekannt. Die Sparte biete in diesem Bereich zwar „Wachstumsoptionen in einem attraktiven Markt“ an – die dazu notwendigen Investitionsmittel sollen stattdessen in die anderen Geschäftsbereiche Pharmaceuticals, Consumer Health und Crop Science fließen.
Die Effizienz- und Strukturmaßnahmen sollen vor allem die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens steigern. Zudem erwartet Bayer ab dem Jahr 2022 Synergien aus der Monsanto-Übernahme. Insgesamt sollen dadurch Beiträge in Höhe von 2,6 Milliarden Euro jährlich generiert werden.
Des Weiteren plant der Konzern 35 Milliarden Euro bis Ende 2022 zu investieren. Zwei Drittel der Summe sollen in die Forschung und Entwicklung wandern, der Rest in Sachanalgen.
„Kräftige Veränderungen“
Bayer-Chef Werner Baumann versucht mit einem Konzernumbau das Ruder herumzureißen und den Verfall des Traditionsunternehmens zu stoppen. Auf Baumanns Agenda stehen neben der Absicht, Kosten zu sparen, ein Stellenabbau bei der kriselnden Consumer Health Sparte, die Medikamente wie Aspirin herstellt. Aber nicht nur das Geschäft mit verschreibungsfreien Produkten soll umgebaut werden, sondern auch die Agrar- sowie Pharmasparte.
Bayer strebt auch den Verkauf kleinerer Marken und der Tierarznei-Sparte an. Wobei der Konzern sich weitere Optionen offen halten will. Bereits seit längerem im Visier haben die Vorstände die Pharmasparte. Seit Jahresbeginn werden alle Standorte für Forschung und Entwicklung unter dem Projektnamen „Super Bowl“ durchleuchtet. Insider hatten laut der Nachrichtenagentur Reuters erfahren, dass Stellenkürzungen und Verlagerungen von Arbeitsplätzen sowie die Auslagerung von Medikamententest möglich seien.
Bayer-Betriebsrat will Klarheit
Unterdessen verlangt der Betriebsrat des Konzerns Klarheit hinsichtlich der Beschäftigungssituation. Bis Ende 2020 besteht noch die vertraglich vereinbarte Standortsicherung. Der Betriebsrat fordert nun den Vorstand auf, diese Sicherung auch über das Jahr 2020 hinaus zu verlängern. Ebenso wollen die Arbeitnehmervertreter Klarheit über die Folgen der Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto.
Bayer hat sich mit der milliardenschweren Übernahme des Hochrisiko-Konkurrenten deutlich verhoben und hat nun die Folgen des Glyphosat-Prozesses an der Backe. Zuletzt hatte ein US-Gericht einem krebskranken Amerikaner, der jahrelang mit Monsantos Unkrautvernichter gearbeitet hat, 78 Millionen Dollar an Schadenersatz zugesprochen. Laut Bayer summiert sich die Anzahl möglicher Kläger auf mehr als 9.000. Ein Fass ohne Boden.
Aktienkurs spricht Bände
Die Papiere des Leverkusener Konzerns gewannen nach den Medienberichten rund um den angestrebten Konzernumbau etwas an Boden. Dennoch trösteten die Kursgewinne nicht über den massiven Abverkauf der Bayer-Aktie hinweg. Seit Jahresbeginn haben die Papiere rund 40 Prozent einbüßen müssen. Nicht zuletzt die Probleme im Zusammenhang mit der Monsanto Übernahme zogen die Bayer-Aktie nochmals deutlich in die Tiefe.
Sollte das Papier auch unter den Support von 60,00 Euro rutschen, würde sich weiteres Abwärtspotenzial auftun. DER AKTIONÄR rät weiterhin ganz klar, die Finger von der Bayer-Aktie zu lassen.