In der Nacht zum Donnerstag haben sich Kanzlerin Merkel, Wirtschaftsminister Gabriel und CSU-Chef Seehofer auf ein neues Energie-Paket geeinigt. Die umstrittene Klima-Abgabe für alte Kohlekraftwerke ist damit offenbar endgültig vom Tisch. Vor allem die Aktie von RWE profitiert.
Anstatt alte, klimaschädliche Braunkohle-Kraftwerke wie geplant mit einer Sonderabgabe zu belegen, sollen diese nun zunächst ganz vom Netz gehen, um die angestrebten Klima-Ziele bis zum Jahr 2020 zu erreichen. Die Kraftwerksbetreiber sollen die Anlagen aber in Reserve halten, wofür sie im Gegenzug Prämien erhalten. Die Höhe der Ausgleichszahlungen ist allerdings noch offen. In den kommenden viereinhalb Jahren sollen Braunkohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 2,7 Gigawatt abgeschaltet werden.
Fortschritte beim Netzausbau
Auch beim heftig umstrittenen Ausbau der Stromnetze habe es zwischen den drei Parteichefs eine "umfassende Verständigung" gegeben, hieß es aus Regierungskreisen. Demnach soll beim Bau der großen Nord-Süd-Trassen stärker als bisher geplant auf bestehende Netzte zurückgegriffen werden. Um den Widerstand bei den Anwohnern zu reduzieren, sollen vorrangig teure Erdkabel verlegt werden. Für die Netzbetreiber könnte dies zu Verzögerungen beim Bau und Mehrkosten in Milliardenhöhe sorgen.
Atom-Konzerne in der Pflicht
Bei den Kosten für den Atomausstieg will die Bundesregierung die Energiekonzerne in die Pflicht nehmen. Man werde sicherstellen, "dass sich die Energiekonzerne nicht ihrer Verantwortung für den Rückbau von Atomkraftwerken und für die Lagerung des Atommülls entziehen können", heißt es aus Berlin. Die Versorger haben dafür rund 36 Milliarden Euro an Rückstellungen in ihren Bilanzen stehen. Es gibt allerdings erhebliche Zweifel, ob die Konzerne auch dauerhaft für die Atom-Altlasten geradestehen können. Im Zuge des Ökostrom-Booms verdienen die Betreiber von herkömmlichen Kraftwerken immer weniger Geld.
Versorger-Titel weiterhin meiden
Die Aktionäre der Energieversorger haben am Morgen erleichtert auf das Aus für die Kohle-Abgabe reagiert. Gegen Mittag verteuert sich die Aktie von RWE um knapp fünf Prozent und ist damit der Favorit im DAX. Auch die Aktie von E.on legt kräftig zu. Trotzdem rät DER AKTIONÄR auch weiterhin von einem Einstieg bei E.on und RWE ab – zu unsicher sind die Zukunftsaussichten der beiden Konzerne.
(mit Material von dpa-aFX)