Die einstige Krisenbank UniCredit hat im abgelaufenen Quartal die Erwartungen der Analysten geschlagen. Dabei ist das Finanzinstitut nach einem Verlustquartal wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt, nachdem zuvor Sonderbelastungen zu Buche schlugen. Die Aktie reagiert dennoch verhalten.
Der Gewinn betrug von April bis Juni 420 Millionen Euro und damit 77 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Allerdings lag das Ergebnis deutlich über dem Analystenkonsens, der nur von 235 Millionen Euro ausging. Neben gesunken Erträgen (-7,7 Prozent auf 4,52 Milliarden) traf die italienische Bank vor allem die deutlich erhöhte Risikovorsorge. Nach 1,26 Milliarden Euro im ersten Quartal legte das Finanzinstitut nun zusätzlich 937 Millionen Euro an Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite an.
Die UniCredit befindet sich ähnlich wie andere Banken in der Transformation. Nach der Finanzkrise konnte der Berg fauler Kredite erfolgreich abgebaut werden. Aktuell beläuft sich der Anteil ausfallgefährdeter Darlehen auf 2,7 Prozent aller vergebenen Kredite. Allerdings dürfte aufgrund von Kreditmoratorien und Stundungsregelungen in vielen europäischen Ländern das schlimmste bei der Risikovorsorge noch bevorstehen.
Die UniCredit wird mitten in der Restrukturierung von Corona getroffen. Bisher macht CEO Jean Pierre Mustier einen guten Job, aber Italien ist - auch was die wirtschaftlichen Auswirkungen angeht - am stärksten von der Pandemie betroffen. Handlungsbedarf drängt sich charttechnisch auch nicht auf, zumal die Notierung deutlich unter der 200-Tage-Line bei zehn Euro gehandelt wird. Anleger setzen die Aktie auf die Beobachtungsliste.